Historisches

 

An dieser Stelle finden Sie in loser Folge einige Beiträge zur Geschichte der Modellautos im Maßstab 1:87.

 

Kuriositäten

Häßlichkeit verkauft sich schlecht, stellte der erfolgreiche Designer Raymond Loewy einmal fest. Trotzdem gibt es natürlich viele häßliche Automobile. Ihre Verkleinerung in den Maßstab 1:87 macht aus häßlichen Vorbildern keine hübschen Modelle. Aber trotzdem kann ein Modell gemocht werden, gerade weil es nicht hübsch ist.

Der erste Tempo Matador, darüber sind wir uns wohl einig, war ein ausgesprochen hässliches Automobil. Er bekam im Volksmund den treffenden Spottnamen "Knautschgesicht". Eines der frühesten Wikingmodelle hat diesem Typ ein Denkmal gesetzt.

Das Modell besteht aus nur einem gespritzten Formteil. Fahrerhaus und Pritsche, Fahrgestell und Kotflügel, alles aus einem Guss sozusagen. Nur Achsen und Räder kamen noch hinzu. Hübsch hässlich, das Knautschgesicht.

Wir Sammler mussten sehr lange warten, bis endlich ein Tempo Matador kam, dessen Gesamterscheinung modernen Standards entspricht. Wie schön, dass es sogar auf sehr hohem Niveau daherkommt. Die kleine Modellschmiede epoche hat es gewagt, diesen Oldtimer ins Modell umzusetzen, und es hat sich wahrlich gelohnt.

 

Leider zeigt das Foto nicht alle Feinheiten dieses Modells, man erkennt zum Beispiel die feinen Lüftungsschlitze oben hinter den Seitenfenstern nicht, die dem Motor (damals ein luftgekühlter Vierzylinder vom VW Käfer) Luft zukommen ließen. Im Bild ist ein sogenannter "Tieflader" zu sehen, das Wiking-Modell oben bildet einen "Hochlader" nach. Einen Hochlader benutzte unser Kohlenhändler, da konnte man die Säcke mit Eierkohlen leichter von der Pritsche aus auf den Buckel nehmen. Tieflader waren beim Tischler gefragt, der seine Möbel damit transportierte. Die Ladekante war nicht allzu hoch.

 

Kuriositäten sind beide Modelle. Wer seine Modellbahn nach dem Vorbild der frühen 1950er Jahre gestaltet, und das ist wegen der Dampflokomotiven damals eine beliebte Epoche, wird seine Freude am Knautschgesicht haben.

 

Druckfehler und andere Kuriositäten

Es gibt aber noch viele weitere, vollkommen anders gelagerte, Kuriositäten bei H0-Modellfahrzeugen. Hier kommt das nächste Beispiel, das Foto spricht für sich selbst.

 

 

Ein hübscher Fehldruck von BeKa, auf der anderen Seite ist der Aufdruck korrekt. Vermutlich hat die Endkontrolle nur auf die rechte Seite des Modells geachtet. Manche Sammler sind ganz wild auf solche Fehldrucke, weil sie der Meinung sind, der Wert fehlerhafter Modelle sei höher anzusiedeln als der korrekter Modelle. Wenn das so wäre, würde so mancher Hersteller vielleicht auf die Idee kommen ...

 

Doppelfehler

Ziemlich daneben liegt auch das nächste Modell, ein Doppeldeckerbus von Anguplas nach englischem Vorbild. Anguplas war ein für die damalige Zeit (1958) sehr guter Hersteller, vor allem wenn man bedenkt, wie schwierig die wirtschaftlichen Verhältnisse damals in Spanien waren. Was ist also kurios an diesem Busmodell?

 

Nicht der verzogene Aufbau ist gemeint, den haben viele ältere Anguplas Modelle, denn das verwendete Kunststoffmaterial neigt sehr dazu, im Alter vollkommen aus den Fugen zu geraten. Aber sehen sie sich doch einmal das eingesteckte Lenkrad an. Die Welle des Lenkrades endet im Nichts.

 

Scheibenkleister

Eine Kuriosität stellt im Maßstab 1:87 immer wieder die Gestaltung von Scheibenwischern dar. Diese grazilen Teile sind eigentlich gar nicht mehr darstellbar. Trotzdem bemüht man sich immer wieder erfolglos darum, Modelle mit Scheibenwischern auszustatten. Bei Lkw-Modellen mag das ja noch gehen, aber unter dieser Größe wird es problematisch. Ein Foto, das für viele andere steht, mag das belegen.

 

Ein eigentlich schönes Modell auf hohem Niveau, aber die Scheibenwischer gehen gar nicht. Sie sind so dick wie die kräftigen Arme des Handwerkers, der diesen Lieferwagen fährt. Dann lieber ohne Wischer. Nebenbei bemerkt scheinen die Bordwände der Pritsche bei diesem Modell durch. Bei der geringen Wandstärke sind sie transparent.

Trotzdem bin ich recht zufrieden mit dem Foto, auch wenn es wenig Tiefenschärfe hat. Meine Kamera kann es nicht besser. Zufrieden bin ich deshalb, weil solche Farben wie Gelb und Orange die Horrorfarben beim Fotografieren sind. Wie viele gelbe Modelle habe ich schon zwei- oder dreimal fotografieren müssen, bis das Ergebnis einigermaßen gelungen war. Es gibt eben auch kuriose Farben.

 

Die Scheibenwischer dieses Metallmodells von NOREV sind zwar dünn genug auf dem Verglasungseinsatz aufgraviert, aber leider vollkommen falsch. Hatte der Formenbauer kein Foto vom Vorbild oder hat er seine Arbeit nur schludrig erledigt? So zeichnen vielleicht Kinder die Scheibenwischer eines Autos, aber doch niemals ein Profi. Wenn man sich vorstellt, was passieren würde, wenn sich die Wischarme in der Realität bewegen würden, kommt man sofort drauf - so geht es nicht.

Bei diesem Modell von MK (DDR) ist es ähnlich, aber etwas anders. Auch hier sind die Scheibenwischer auf dem Verglasungseinsatz aufgraviert, aber wie? In der Wirklichkeit würden die Scheibenwischer während des Wischvorgangs in der Mitte zusammenstoßen. Noch etwas fällt bei diesem Modell auf, der Verglasungseinsatz ist nach unten verrutscht und die Unterkanten der Seitenfenster sind alles andere als exakt. Übrigens handelt es sich hier um die Kopie des Matchbox Modells No. 45 nach dem Vorbild eines englischen Ford Corsair.