9 Museen

Langweilig und verstaubt fand ich als Kind die Museen, in die uns die Lehrer schleppten, um etwas Bildung in unsere Gemüter einzupflanzen. Nun wird man ja reifer und lernt das kulturelle Angebot der Museen plötzlich zu schätzen. Es hat sich aber auch viel in den Museen selbst getan. Seit etwa drei Jahrzehnten gibt es eine Renaissance der Museumspädagogik. Die alten muffigen Gebäude wurden entstaubt und bieten heute viel fürs Auge und unsere übrigen Sinne. Es macht wieder Spaß, ins Museum zu gehen. Und es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Mittlerweile gibt es sogar für uns Modellautosammler spezielle Angebote. Zum einen die wenigen Modellauto-Museen, dann aber auch eine unglaubliche Fülle von Automobil-Museen, die uns natürlich auch interessieren.

 

9.1 Modellauto-Museen

Wenn man bedenkt, wie gut sich Modellautos dazu eignen, in Vitrinen ausgestellt und bestaunt zu werden, dann ist es doch etwas merkwürdig, dass es so wenig Museen speziell zum Thema Modellauto gibt. Während Automobilmuseen in den letzten dreißig Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind und auch eifrig besucht werden, steckt der Aufbau von Modellautomuseen noch in den Anfängen. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass einige Automuseen sozusagen nebenbei eine kleine Auswahl an Modellautos zeigen, meistens in der Absicht, Modellautos an der Theke zu verkaufen, was ja ein hübsches Zusatzgeschäft ist. Sehr aktiv ist hier das Daimler-Benz Museum.

 

Musee de l´Automobile Miniature

Während eines Urlaubs in den 1990er Jahren lernte ich in Biarritz in Frankreich das erste Museum kennen, das sich ausschließlich dem Thema "Modellauto" widmet. Es ist das "Musee de l´Automobile Miniature", das man leicht findet, wenn man auf der schönen Promenade von Biarritz spazieren geht. Die genaue Adresse ist: Plateau de´l Atalaye, 64200 Biarritz.  Bei meiner Besichtigung durfte ich feststellen, dass eine Fülle interessanter Exponate vorhanden ist, leider mit Ausnahme der für mich wichtigen Modelle im Maßstab 1:87. Da gibt es wirklich kaum etwas! Der Schwerpunkt der Sammlung liegt eindeutig bei den 1:43ern. Das seit etwa 1990 existierende Museum war vom 15. Juni bis 15. September geöffnet.

Offenbar existiert das Museum auch heute noch, und das ist schon ungewöhnlich. In Fontenay-sur-mer existiert ein weiteres derartiges Museum mit 7700 Exponaten, ebenfalls überwiegend im M 1:43.

 

Herpa-Museum

Leonrodstr. 46-47

90599 Dietenhofen

Liebhaber der bekannten Herpa-Modelle kommen in Dietenhofen voll auf ihre Kosten. Das modern gestaltete Museum ist an sich schon eine Augenweide, aber den Sammler werden die Exponate noch mehr interessieren. Dietenhofen liegt in der Nähe von Nürnberg, ein Besuch des Herpa-Museums lohnt unbedingt.

 

Deutsches Traktoren- und Modellauto Museum

Karl-Schoppe-Weg 8, 33100 Paderborn

Das ansprechend modern gestaltete Museum entstand aus der Sammlertätigkeit eines Speditionsunternehmers. Schwerpunkt sind Oldtimer-Traktoren, darunter sehr seltene Exponate. Die Modellauto-Sammlung ist sehr umfangreich und bietet eine Fülle von Nutzfahrzeugen.

 

Minichamps Museum

Charlottenburger Allee 49, 52068 Aachen

Das edel wirkende Museum gehört zur Firma Minichamps von Paul G. Lang. Die Wurzeln des Modellautoherstellers reichen bis zu Spielwaren Danhausen, dem weltweit bekannten Modellauto-Handelshaus. 

 

Opel- Modellauto- Museum

In der Ritzbach 47, 65510 Idstein/Ts.

Eike Lumpe hat hier die wohl größte Modellautosammlung mit dem Thema Opel zusammengetragen. Es handelt sich um ca. 3000 Exponate. Der Eintritt ist frei!

 

Mini-Mobil Modellausstellung

Gabriele Böck, Oberstdorfer Str. 10, 87527 Sonthofen

Das Museum existiert seit 1996. In Sonthofen erwartet uns die nach eigenen Angaben größte Sammlung (18000 Exponate) von H0-Modellautos!

 

Stichting Speelgoedmuseum Brummen (früher Barneveld) in den Niederlanden

Arnhemsestraat 47, 6971 AP Brummen

 

Brighton Toy and  Model Museum

52-55 Trafalgar Street,  Brighton, East Sussex BN1 4EB

Wie der Name sagt, handelt es sich um ein Spielzeugmuseum. Für Modellbahner ist es sicher interessanter als für Modellauto-Sammler. Früher trug es den Namen Sussex Toy & Model Museum. Seit 2002 ist es restauriert.

 

London Toy and  Model Museum

Leider hat dieses Museum seine Tore geschlossen.

 

Ironbrigde Toy Museum

Im Oktober 1996 schloss das Museum, gelegen in Ironbrigde in England, seine Pforten. Besitzer Bernard Beech versteigerte einen großen Teil des Bestandes.

 

Ansätze zur musealen Repräsentation bedeutender Sammlungen gibt es immer wieder. 

Werner Meinecke, Sammler von Trabant-Modellen aller Maßstäbe, stellt von Zeit zu Zeit in Museen aus. 

Im Heimatmuseum Dohna in Sachsen wurde 1996 eine Fülle von Modellautos aus der ehemaligen DDR gezeigt.

 

9.2 Automobilmuseen

In der ganzen Welt gibt es eine Unzahl von Automobil- und Technikmuseen. Die meisten bieten den Besuchern einen ziemlich bunten Bestand und nebenbei noch jede Menge Beiwerk, von dem die Betreiber des Museums annehmen, es sei von Interesse. Viele Museen haben übrigens erkannt, dass der Verkauf von Modellautos ein gutes Zusatzgeschäft ist.

 

Seit den 1970er Jahren sind besonders die Automobilmuseen wie Pilze aus dem Boden geschossen, leider genügen nicht alle den Ansprüchen eines Sammlers, der sich für die Vorbilder interessiert.

 

Das Angebot der Automobilmuseen ist außerordentlich unterschiedlich. Von kleinen Museen auf privater Basis kann man ja auch kaum erwarten, dass man wirklich interessante Exponate zu sehen bekommt. Auch die Präsentation einiger privater Museen lässt viel zu wünschen übrig. Leider fehlt diesen Enthusiasten das notwendige Geld.

Auf der anderen Seite der Skala finden wir beispielsweise Automobilmuseen der großen und entsprechend potenten Automobilhersteller, die mit Hilfe ihrer Museen einen Erlebniswert schaffen wollen, der die Besucher von der jeweiligen Marke überzeugt und langfristig an sie bindet. Ein Extremfall ist die in Wolfsburg vom Volkswagenwerk vor einigen Jahren vollkommen neu erbaute Ausstellung, die eher einer multimedialen Schau rund um das Thema Volkswagen gleicht und nur noch wenig Museum ist.

Mir sind Institutionen mit weniger Effekthascherei und mehr Information lieber. Ein reichhaltiges Angebot an sehenswerten Exponaten sollte es schon sein, und es kann auch nichts schaden, wenn sich das Museum um eine einheitliche Thematik bemüht. Wenn zum Beispiel ein Maybach W 5 neben einem Messerschmitt Kabinenroller steht, dann handelt es sich um eine willkürlich zusammengestellte Sammlung.

Mir ist auch wichtig, dass man nah genug an die Exponate herankommt und dass sich die Wagen in einem präsentablen Zustand befinden. Technische Informationen dürfen nicht fehlen. Wenn es sich dann noch um helle und lichte Räume, besser Hallen, handelt, kann man von einem guten Automobilmuseum sprechen.

Die meisten mir bekannten Museen bieten Personenkraftwagen. Lastkraftwagen und Busse findet man nur selten. Sie werden eher auf privater Basis gepflegt. Erstaunlich ist, dass es relativ viele Straßenbahnmuseen gibt. Die Vielzahl der Traktorenmuseen, hauptsächlich in den 1990er Jahren gegründet, erklärt sich aus der nostalgisch bedingten Wiederentdeckung der landwirtschaftlichen Maschinen, von denen noch eine Unzahl wegen ihrer Unverwüstlichkeit billig zu haben ist. Zweiradmuseen sind ebenfalls reichlich vorhanden. Es fehlt jedoch besonders an Museen, die sich dem Bereich Baumaschinen widmen.

 

An dieser Stelle kann ich nicht näher auf das Thema eingehen. Es gibt aber Veröffentlichungen dazu, von denen ich das Büchlein „Automobilmuseen“ aus dem Steiger Verlag Augsburg, erschienen 1999, empfehlen kann. Es ist übersichtlich gemacht und relativ aktuell.

 

Da sind wir auch schon an einem kritischen Punkt: Leider ändern sich die für den Besucher wichtigen Eckdaten wie Eintrittspreise, Öffnungszeiten usw. sehr häufig, daher ist eigentlich jedes Buch schon bei seinem Erscheinen veraltet.

Im Internet wird man fündig.

Empfehlungen

Meine Empfehlungen beruhen auf den Eindrücken, die ich in den Museen gesammelt habe, sind aber wahrscheinlich nicht aktuell, weil einige Besuche vor vielen Jahren stattgefunden haben

 

Stuttgart bietet gleich zwei der besten Automuseen der Welt. Im Stadtteil Untertürkheim ist das Mercedes-Benz Museum absolut sehenswert, es ist von nahezu allen Aspekten her, z.B. Architektur, Präsentation, Qualität der Exponate, hervorragend gemacht. Die sehr lange Produktionszeit und das umfangreiche Spektrum (Pkw, Nutzfahrzeuge, Rennwagen usw.) führen dazu, dass hier praktisch ein umfassender Einblick in die Geschichte des Automobils geboten werden kann.

Das kann natürlich das Porsche-Museum in Zuffenhausen nicht leisten, denn Automobile dieser Marke gab es ja erst nach den Zweiten Weltkrieg. Dennoch steht der Besucher einer Fülle von wertvollsten Exponaten gegenüber, die noch dazu hervorragend präsentiert werden. Außerdem hat die Ingenieurtätigkeit von Ferdinand Porsche Spuren hinterlassen, denen man hier folgen kann.

München hat nicht nur ein Hofbräuhaus, sondern mit dem BMW-Museum auch einen Publikumsmagneten. BMW stellte ursprünglich Flugmotoren her und begann erst Anfang der 1930er Jahre durch die Übernahme der Dixi-Werke in Eisenach mit dem Bau von Automobilen. Daher kann sich das gebotene Spektrum nicht ganz mit dem Mercedes-Benz Museum messen. Trotzdem sind die gebotenen Exponate unbedingt sehenswert.

Die Autosammlung des Deutschen Museums in München ist auf höchstem Niveau, außerdem kann man ganze Tage dort verbringen, um auch die anderen Abteilungen zu durchwandern. Einmalig ist das Exponat des Benz Motorwagens von 1886, den Karl Benz dem Museum geschenkt hat. Im Mercedes-Benz Museum steht dagegen nur ein Nachbau.

Deutsches Automuseum Schloß Langenburg. Eine kleine, aber feine Sammlung verschiedenster Oldtimer, die sich fast alle in einem präsentablen Zustand befinden. Besonders bemerkenswert ist ein Sizaire-Naudin.

Verkehrsmuseum Dresden mit einer Autosammlung, die vor allem Exponate aus der ehemaligen DDR umfaßt, die anderen Abteilungen sind ebenfalls sehr empfehlenswert,  z.B. die Straßenbahnen..

Deutsches Technikmuseum Berlin. Die Autosammlung ist nicht umfangreich, aber der gesamte Technikbereich lohnt einen Besuch allemal.

Motor Technica Museum, Bad Oeynhausen. Einige Exponate sind wahrhaftig exquisit, ansonsten wird hier auch viel fürs Auge geboten.

Porsche Automuseum Helmut Pfeifhofer in Gmünd, Österreich. Direkt neben der Tauernautobahn gelegen. Ein Besuch lohnt unbedingt, denn hier gibt es den "Ur-Porsche" Typ 356 zu sehen, aber auch einen Cisitalia Rennwagen (von Porsche konstruiert).

Verkehrshaus der Schweiz in Luzern. Auf dem Weg nach Italien über den St. Gotthard kommt man hier ohnehin vorbei. Die Sammlung ist sehenswert, außerdem gibt es viele Exponate aus der gesamten Welt des Verkehrs zu bestaunen.

Technisches Nationalmuseum, Prag. Ein Besuch lohnt unbedingt, denn die Exponate geben einen hervorragenden Überblick über die tschechische Automobilproduktion, die ja sehr vielfältig war und ist: Skoda, Tatra, Praga, Avia, Aero usw.

Automobil-Nationalmuseum Mülhausen (Mulhouse) im Elsaß, Frankreich. Hier in der Nähe, in Molsheim, wurden die Bugatti gebaut. Die Gebrüder Schlumpf (sie hießen tatsächlich so) haben ein Vermögen vertan, um diese einmalige Bugatti-Sammlung zusammenzutragen. Es sind darüber hinaus noch viele andere exclusive Exponate vorhanden.

Mir fehlen im oben erwähnten Büchlein einige kleine, aber feine Adressen:

Das Automuseum in den Gebäuden der ehemaligen AWE (Automobilwerke Eisenach) präsentiert eine informative Sammlung über den Automobilbau in der  DDR, selbstverständlich mit AWE-Schwerpunkt, denn hier wurde der IFA F 9 und der Wartburg gebaut, unmittelbar nach dem Krieg unter sowjetischer Ägide der EMW 340-2. Das Werk firmierte vor dem Krieg als Dixi, dann übernahm BMW den Betrieb und verlegte die Produktion nach der Enteignung durch die russische Besatzungsmacht ins Stammwerk nach München.

Freunde von Traktoren kommen im Traktoren-Museum in Paderborn voll auf ihre Kosten. Der Speditionsunternehmer Oskar Vogel hat hier eine umfangreiche Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, noch dazu in einem dafür eigens errichteten Gebäude. Darüber hinaus gibt es tausende von Modellautos, meistens im Maßstab 1:87 !!!

Ganz in der Nähe befindet sich in dem kleinen Dorf Kempen ein weiteres Traktorenmuseum, direkt neben dem Campingplatz. Johannes Glitz kann hier unter anderem den "Ur-Bulldog" von Lanz zeigen, der ebenso wie andere Exponate ab und zu in Aktion zu sehen ist.