6 Preise

Mein Auto draußen in der Garage hat vor vier Jahren 20 000 Euro gekostet und ist heute bei Kilometerstand 100 000 nur noch die Hälfte wert, wenn überhaupt. 

Das 1:87er Modell dazu hat vor vier Jahren 3 Euro gekostet, auf Börsen kann man es gelegentlich für 2 Euro in der Grabbelkiste liegen sehen. 

Mein Wiking Modell des DKW 1000 hat im Jahre 1962 sechzig Pfennige gekostet und wird heute in einem Sammlerkatalog mit 30 bis 50 Euro bewertet.
So viel zu den Relationen.

Wertgesteigertes DKW 1000 Modell

Aber der Reihe nach: Die Neupreise für 1:87er Modelle haben in den Jahren zwischen 1980 und 1990 einen erheblichen Sprung gemacht. Erstens sind die Modelle qualitativ wesentlich besser geworden, zweitens trieb die hohe Nachfrage die Preise nach oben, drittens sind die Preise damals ganz allgemein geklettert, aber das wissen sie ja selbst. So kostet ein gutes Pkw Modell im Fachhandel zwischen 3 und 8 Euro, ein Lkw Modell zwischen 10 und 20 Euro. Erfolgreiche Hersteller haben Methoden entwickelt, aus ihrem Sortiment noch höhere Preise herauszukitzeln. Sie erfanden "High Schnick Schnack" oder "Public Collection", also Serien, um dem Kunden glatt doppelt so hohe Preise abzuverlangen wie bei der Normalausführung. Anfangs lief das noch nicht so gut, aber da hatte sich der bekannte Hersteller auch nur einfallen lassen, metallicfarbene Modelle im Preis höher anzusiedeln. Der Erfolg kam erst mit beweglichen Motorhauben und vor allem mit einer Verpackung, die als "Vitrine" vermarktet wird und in der Herstellung nicht einmal teuer ist. Sie sieht edel aus und ist doch nur eine legale Mogelpackung, denn sie enthält viel Luft um das Modell herum. Das Modell steht wie ein Denkmal auf schwarzem Sockel, ein Deckel aus transparentem Kunststoff gestattet uns einen Blick auf den Inhalt. Schneewittchens Sarg war ganz ähnlich gemacht, märchenhaft! Aber wir Sammler sind die Zwerge.

Wie auch immer, die PC-Modelle schienen einige Sammler um den Verstand zu bringen. Heißgeprägte Buchstaben auf dem Sockel verkünden Botschaften wie "Autohaus Müller, Schnaderhüpflingen". Wenn dann noch in der Modellzeitschrift zu lesen war, dass es sich um eine 100er Auflage handelte, streng limitiert natürlich (und von wem garantiert?), dann erreichte der Wert des Modells leicht die Hysteriegrenze.

Entschuldigen sie meinen Sarkasmus. Wenn sie ein Freund dieser streng limitierten Auflagen sind, überspringen sie bitte die folgenden Zeilen!

Noch schlimmer hausen die gefürchteten Hersteller von Werbemodellen. Die öden Flächen auf Planen oder Koffern von Lkw Modellen boten sich schon in der Pionierzeit der H0-Modellautos zu Werbezwecken an. Legendär ist der Mercedes L 5000 S Tanksattelzug von Wiking mit "THYSSEN" Abziehbild, der sage und schreibe mit 2500 Euro in einem Katalog notiert ist. Ja hätte man damals!

Werbemodelle

Was ist nun eigentlich ein Werbemodell? Am Beispiel der Marke Wiking wollen wir das klarzustellen versuchen.
Die werbende Wirtschaft bedient sich schon lange der 1:87er Modelle als Werbeträger. Wenn eine Firma ein Werbegeschenk sucht, das man Geschäftsfreunden, Kunden oder Presseleuten mitgeben kann, bietet sich ein Pkw oder Lkw Modell mit entsprechendem Aufdruck, oft auch in einer besonderen Verpackung, an. Die positive Einstellung der Öffentlichkeit zum Automobil äußert sich ja gerade auch in der Vorliebe für Autominiaturen. Bedingung ist jedoch, dass es sich um ein gut gemachtes Modellauto handelt und dass der Werbeaufdruck perfekt gemacht ist. Beides war bei Wiking der Fall. 

Werbemodell

Treuer Kunde von Wiking war und ist z.B. die Firma Siemens, die zahlreiche Werbemodelle in Berlin geordert hat. Auch Speditionsfirmen, Möbelhersteller, Hersteller von Autozubehör, Mineralölproduzenten, Busunternehmen, kurz, alle Firmen, die auch auf den Originalfahrzeugen Werbeaufdrucke machen lassen, sind potentielle Kunden. 

Nicht zuletzt sind in den letzten Jahren die Fahrzeughersteller dazu übergegangen, bei der Präsentation des jeweils neuen Modells (in 1:1) auch ein 1:87 Modell anzubieten. Im Autohandel bekommt man Neuerscheinungen manchmal Monate früher als im Fachhandel. Für den Autohändler bedeutet das Geschäft mit den Miniaturen heute ein ganz nettes Zubrot, zum (berechtigten) Ärger der Modellauto-Fachhändler.

Auch in Automuseen sind Werbemodelle zu bekommen, oft ganze "Museumspackungen". Die Museumsshops sind ebenfalls ein gutes Zusatzgeschäft. Am bekanntesten und aktivsten ist wohl das Daimler-Benz Museum in Stuttgart, das laufend Spezialitäten zu bieten hat. Aber selbst ein so kleines Museum wie das in Störy bei Hildesheim hat Werbemodelle im Programm.

Mit all diesen Werbemodellen betreiben einige halbprofessionelle oder professionelle Händler einen schwunghaften Handel. Man deckt sich an der Quelle mit genügend Modellen ein, die man dann zu höheren Preisen an den Mann zu bringen hofft. Manchmal, vor allem wenn der Sammler lesen muss, ein Werbemodell sei bereits vergriffen, kommt Hektik auf und man ist bereit, ziemlich hohe Preise zu akzeptieren. Ob diese Preise realistisch sind, ob erwartete Wertsteigerungen wirklich eintreten werden, ist fraglich. Ich darf warnend darauf hinweisen, dass viele Werbemodelle der 1980er Jahre heute nur auf geringes Interesse stoßen. 

Seit etwa 1998 beobachten wir vor allem in den neuen Bundesländern eine wahre Flut billig gemachter Bierkasten-Zugaben. Drei große Werbeagenturen, Grell, Dorfner und Hümmer, bedienen die Brauereien und sonstigen Getränkehersteller mit absolut preiswerten Lkw-Werbemodellen. Die Ideen werden in Deutschland entwickelt, der Formenbau, der Druck, die Montage und die Verpackung erfolgen in China. Was noch etwas zögerlich mit sehr simpel gemachten Zinkdruckgussmodellen mit Kunststoffteilen begann, wurde zu einer so erfolgreichen Aktion, dass sich ein vollkommen neuer Zweig am Baum unseres Hobbies gebildet hat. 

Zunächst wurden die Modelle ausschließlich als Zugaben beim Kauf eines ganzen Bierkastens angeboten. Die Werbeaufdrucke waren erwartungsgemäß sehr ordentlich, die Modelle jedoch von einfachster Machart. Als klar wurde, welche Sammellawine man losgetreten hatte, steigerte sich die Vielfalt, Originalität und Qualität der Modelle um ein Vielfaches. Mittlerweile gibt es auch einige Sammlerkataloge für dieses Gebiet. Angesichts der hohen Auflagen und der leichten Reproduzierbarkeit ist vor der Erwartung hoher Wertsteigerungen der "Bierkastenmodelle" zu warnen.

Seit etwa 2005 ist zu beobachten, dass sich die Nachfrage nach dieser Art von Werbemodellen deutlich verringert hat. Auf vielen Flohmärkten findet man ein reiches Angebot zu Niedrigpreisen. Sie wurden früher um 5 Euro gehandelt, heute bekommt man sie oft schon für 50 Cent, aber selbst dann liegen sie noch wie Blei auf dem Tapeziertisch.

 

Preisorientierung

Wo kann der Sammler erfahren, wie die von ihm gesammelten Modelle wertmäßig einzuordnen sind? 

Viele Modellfreunde vertreten den Standpunkt,  der Sammler müsse sozusagen erhaben darüber sein, wissen zu wollen, was sein Modell wert ist. Jeder Sammler müsse letztlich selbst entscheiden, was ihm sein Modell wert sei. Daher könne es keine "Marktpreise" für Modellautos geben. Ein nobler Standpunkt, der aber wohl nur von einer Minderheit geteilt wird. Die Entwicklung der letzten dreißig Jahre hat gezeigt, dass dies eine zu idealistische Betrachtungsweise ist. Der Erfolg vieler Sammlerkataloge mit der Angabe von Marktpreisen beweist, wie sehr sich der normale Modellfreund dafür interessiert, was Modelle wert sind. Ich sehe darin vor allem einen Schutz vor Übervorteilung.

Den Sammlerkatalogen ist das Kapitel 14 gewidmet, das sie in diesem Zusammenhang unbedingt lesen sollten.

 

 Preise - woher?

Wie kommen nun die Autoren all dieser Sammlerkataloge zu ihren Wertangaben?
Wir dürfen annehmen, dass die Herausgeber auf vielen Börsen unterwegs sind, und zwar in ganz Deutschland, nicht nur in einer Region. Wir dürfen ferner annehmen, dass die Autoren in Kontakt zu vielen anderen Modellfreunden stehen. Schließlich wird auch eine gute Portion Fingerspitzengefühl, man könnte es auch Erfahrung nennen, im Spiel sein. Wer ehrlich ist, wird eingestehen, dass trotz aller Sorgfalt eine gewisse Fehlerquote vorhanden sein wird. Die Katalogpreise sind keine ewigen Wahrheiten.

In den letzten Jahren scheint die Beobachtung von Internetauktionen zu einer genaueren Preisfeststellung geführt zu haben. Einige Sammler starren wie gebannt auf diese Zahlen, obwohl auch die beim Zuschlag erreichten Preise durchaus nicht repräsentativ sind. Bei diesen Auktionen spielt die "Hysterie der letzten 5 Minuten" eine zu große Rolle.

Der Sammlerpreis für ein Modellauto 1:87 ist vor allem kein starrer Wert, sondern muss in den Sammlerkatalogen für gewöhnlich eine gewisse Bandbreite haben. Meistens wird ein unterer und ein oberer Wert angegeben. Den oberen Wert erreicht nur ein Modell im absoluten Neuzustand in der Originalverpackung! Das scheint manchen Modellfreunden nicht klar zu sein und wird von einigen schwarzen Schafen unter den Anbietern gerne ausgenutzt. Es gibt aber auch von dieser Regel Ausnahmen: Ein 1948er Wikingauto kann praktisch gar nicht mehr im Originalzustand sein und es gab damals auch keine Originalverpackung.

Meine persönliche Werte-Skala sieht so aus:

1+ (oberster Wert): 

Modell in einwandfreiem Zustand in Originalverpackung.

1 (sehr guter Wert): 

Modell in einwandfreiem Zustand, Originalverpackung fehlt jedoch.

2 (guter Wert): 

Modell weist leichte Gebrauchsspuren auf, befindet sich aber sonst im Originalzustand.

3 (mittlerer  Wert): 

Modell ist bespielt und weist deutliche Gebrauchsspuren auf, z.B. unwesentliche Kratzer oder Lackabsplitterungen, etwas "angeknabberte" Bemalung von Scheinwerfern, Rücklichtern oder Nummernschildern. Im Foto ist zu erkennen, dass die Bedruckung dieses Modells angegriffen ist.

4 (minderer Wert): 

Modell ist deutlich bespielt und weist starke Gebrauchsspuren auf, z.B. Kratzer oder größere Lackabsplitterungen, teilweise abgeblätterte Abziehbilder oder Bedruckungen. Der Rover von Morestone auf dem Foto hat leider einige Lackschäden.

5 (geringer Wert): 

a) Modell hat kleine Defekte. Im Foto erkennt man bei diesem Exemplar die gebrochene Trittstange, bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass die Stahlachse durch das Rad stößt. Erklärung: Es wurde eine viel zu breite Achse montiert.

b) Es fehlen Originalteile. Bei diesem Stück fällt sofort die fehlende Hecktür auf, aber auch die Leitern auf dem Dach sind nicht mehr vorhanden. Hinzu kommt, dass die lose beiliegende Motorpumpe ebenfalls fehlt. Also gleich 3 schwere Mängel.

b) Modell ist verändert, z.B. von fremder Hand bemalt, mit Zubehörteilen versehen usw. Bei dieser Karosserie ist auf den ersten Blick alles in Ordnung. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass ein Bastler den EMW 340/2 "modernisiert" hat. Der Mittelsteg des Rückfensters wurde geschickt weggefeilt. Das geteilte Heckfenster steht dem Modell jedoch besser.


6 (kein Sammlerwert): 

Modell ist defekt (Torso) oder mit Teilen ergänzt, die nicht dem Originalzustand entsprechen (Umbau). Der Wartburg 311 auf dem Foto kann nur noch als Ersatzteilspender dienen.

 

Beschädigte Modelle sammele ich praktisch nur, wenn zwei Umstände zusammen­kommen:
1. Das Modell ist schon sehr alt und in besserem Zustand kaum zu bekommen.
2. Das Modell ist relativ preiswert.

 

Andere Abstufungen sind im angelsächsischen Raum üblich und werden gelegentlich auch hierzulande benutzt:
mb       "mint and boxed": Neuzustand (mint) und originalverpackt (box = Schachtel)
m         "mint": Neuzustand
vsc       "very slightly chipped": sehr geringe Gebrauchsspuren (chipped = abgesplittert)
sc         "slightly chipped": geringe Gebrauchsspuren, evtl. Lackschäden
c          "chipped": Gebrauchsspuren, d.h. mehr oder weniger stark bespielt, es können sogar Teile fehlen
rp         "repainted": eigentlich heißt das "neulackiert", wird aber auch im Sinne von verändert, bemalt usw. gebraucht.

[Sie merken sicher, dass diese Skala für lackierte Metallmodelle entwickelt worden ist, man kann sie aber auch auf Kunststoffmodelle anwenden]

 

Eine weiter verfeinerte Skala der Qualitätsstufen zitiere ich nach der Zeitschrift "Top Modell" (Nr. 1/1993):

"mb = mint/boxed
Das Modell und die Box sind unbespielt, ohne Makel und in jeder Beziehung in neuwertigem Zustand.

m = mint
Das Modell (oder die Box) ist unbespielt, ohne Makel und in jeder Beziehung in neuwertigem Zustand.

nm = nearly mint
Fast unbespielt. Das Modell muss in allen Einzelheiten vollständig sein, gegebenenfalls auch in allen Funktionen, Bewegungen etc.. Lack oder Beschriftung (Aufkleber) dürfen kleine Mängel aufweisen, die aber nur bei genauer Betrachtung sichtbar sein dürfen.

vsc = very slightly chipped
Sehr leicht bespielt (wörtlich: angestoßen), in allen Einzelheiten vollständig, mit kleinen sichtbaren Lackmängeln (ca. 5% der Oberfläche).

Schlecht im Zustand, trotzdem sammelwürdig, eben des Altes wegen, Metallmodell von AHI

 

sc = slightly chipped
Leicht bespielt, im Groben vollständiges Modell mit deutlich sichtbaren Lackmängeln (ca. 10% der Oberfläche).

c = chipped
Bespielt, nicht mehr vollständiges Modell, erhebliche Lack- bzw. Beschriftungsmängel mit evtl. kleinen Beulen.

hc = heavily chipped
Sehr bespielt, Modell mit fehlenden Teilen, wie Kofferraumdeckel oder Stoßstange. Ein Modell, das geringfügig als Ersatzteilspender dienen kann.

rp = repainted
In allen Einzelheiten vollständig, aber nachlackiertes Modell. Je nach Ausführung der Nacharbeit sind diese Modelle oft vom Original nur schwer zu unterscheiden.

+/- Kürzel
+ (Plus) oder - (Minus)
Sie werden an eine der obenstehenden Qualitäts-Stufen angehängt, wenn sich das Modell (oder die Box) keiner der Qualitätsstufen eindeutig zuordnen läßt. 

Beispiel: Ist ein Modell besser als vsc, aber nicht mehr nm, so lautet in diesem Fall eine korrekte Bewertung vsc+. Liegt das Modell aber noch eher im nm als im vsc-Bereich, so lautet die korrekte Bewertung nm-."

Alles klar? Auch diese Skala wurde für den Bereich der lackierten Metallmodelle der Baugröße 1:43 entwickelt. Meiner Ansicht nach wird hier des Guten ein wenig zu viel getan. Aber bitte entscheiden sie selbst, welche Qualitätsskala sie benutzen möchten.

Anmerkung: Der Zusatz b "boxed" taucht in manchen Kleinanzeigen auch als Kürzel ovp "originalverpackt" auf, manchmal liest man auch OP "Originalpackung" oder ähnliches.

 

 Fälschungen

Angesichts des z.T. hohen Wertes einiger Modelle wird bei manchen Zeitgenossen kriminelle Energie freigesetzt. Diese beschert uns leider auch eine Vielzahl von Fälschungen, die meistens auf Börsen in Umlauf gebracht werden. Es sind hierbei einige Nuancen zu beobachten:

1. Das zusammengebastelte Modell
Es mag noch relativ harmlos erscheinen, wenn ein Sammler aus mehreren Schrottmodellen eines zusammensetzt, das wie ein Originalmodell aussieht. Erkennen kann man es nicht, und was man nicht weiß, macht einen bekanntlich nicht heiß. Wenn ich es wüsste, wäre meine Freude jedenfalls deutlich getrübt.

2. Zurückversetzung in den Originalzustand
Es gibt viele Methoden, ein mit Mängeln behaftetes Modell in den Originalzustand zurückzuversetzen. Rostige Achsen lassen sich durch neue ersetzen, leicht verkratzten Oberflächen kann man durch Polieren zu neuem Glanz verhelfen, fehlende Teile werden im Spezialversand angeboten (z.B. Abschlepphaken, Anhängerdeichseln, Abziehbilder). Ein solches Modell lehnt der Purist ab. Mir persönlich sind Modelle, denen man die Gebrauchsspuren ansieht, lieber.

3. Die sogenannten Repliken
Weil der normale Sammler kaum je in den Besitz der begehrtesten und seltensten Wikingmodelle wird kommen können, z.B. Horch 850 oder T  7 Stromlinienbus, wurden diese oder andere Modelle vor einigen Jahren von IMU als sogenannte Repliken hergestellt. Dazu bediente sich die Firma eines sehr begabten Formenbauers aus der Nähe von Leipzig. Der Produzent beruhigte die Sammler damit, dass solche Modelle ganz deutlich als Repliken ausgewiesen seien, z.B. durch Prägung. 

Original (links) und Replik

Richtig ist, dass nicht alle der montierten Spritzlinge Prägungen aufweisen, die klarstellen, dass es sich um eine Replik handelt. Fälscher können sich also ganz leicht Teile für ihr kriminelles Tun beschaffen, da die Replikenmodelle nahezu identisch mit den begehrten alten Modellen sind. Ganz davon abgesehen ist es zumindest möglich, zunächst eine Serie von Teilen ohne den Zusatz "Replik" herzustellen!
Wohlgemerkt, die Herstellung der Repliken ist legal, weil der Schutz für die Originale abgelaufen ist. Dennoch lehne ich Repliken ab. Sie sind gut gemacht, aber was soll es, Modelle nach dem technischen Stand und in der Qualität der 1950er Jahre heute zu produzieren? Daran gemessen war der Preis der Repliken unverschämt hoch.

Etwas innerhalb der Legalität: Sogenannte Replik von IMU

4. Dreiste Fälschungen

Dies ist leider ein weites Feld. Es werden Bedruckungen gefälscht, aber auch alte und seltene Modelle. 

Gewöhnlich werden Modelle "cash" gehandelt. Der Kunde erhält das Modell und zahlt. Es gibt nicht einmal eine Quittung. Bei Allerweltsmodellen ist das auch sicher in Ordnung, weil es praktisch ist. Wenn sie aber, sagen wir mal Beträge von mehr als 100 Euro für ein Modell ausgeben, sollten sie zumindest wissen, von wem sie es kaufen. Auf jeder Börse finden sie Namen und Anschrift des Anbieters an seinem Tisch vor, jedenfalls sollte dies so sein. In der Realität ist dies oft nicht so. Manchmal sind die Anschriften so dezent angebracht, dass man sie nur mit Mühe findet, manchmal sind sie "einfach verschwunden". Ein seriöser Anbieter hat solche Tricks nicht nötig. 

Name und Anschrift des Verkäufers sind der Mindestschutz gegen Fälschungen. Im Streitfall kommen sie damit allerdings nicht weit. Es geht nur darum, nicht mehr bei unseriösen Anbietern zu kaufen, andere zu warnen und die Börsenleitung zu informieren.
Bei wertvollen Modellen sollte man sich die Echtheit schriftlich bestätigen lassen. Ist der Anbieter dazu nicht bereit, lassen sie einfach die Finger davon. Grundregel: Kein Modell ist es wert, ein finanzielles Risiko einzugehen. Lassen sie sich niemals blind machen von einer scheinbar günstigen Gelegenheit.

 

Bestimmungshilfen

Wenn sie sicher sein wollen, nicht auf eine Fälschung hereinzufallen, müssen sie sich darum bemühen, ein wertvolles Modell genau bestimmen zu können. Eine Bestimmungshilfe wird ihnen mit guten Sammlerkatalogen an die Hand gegeben, die sich bemühen, die Modelle so genau wie möglich zu beschreiben. Leider weisen nur wenige Sammlerkataloge ausdrücklich auf bekannt gewordene Fälschungen hin.

 

Wertsteigerungen

Vielleicht interessiert es den einen oder anderen Sammler, welche Modelle in den vergangenen Jahren übermäßig an Wert zugenommen haben und welche nicht. Und darüber hinaus kann es von Vorteil sein zu wissen, welche aktuellen Modelle  besonders begehrt sind. Im Kapitel 7 versuche ich, dazu einige Hinweise zu geben.