16 Sammlerkataloge

Wo gesammelt wird, gibt es bald auch Sammlerkataloge. Berühmte Beispiele sind Briefmarkenkataloge (z.B. "Der Michel") und Kataloge für Numismatiker. Ganze Verlage sind mit der Herausgabe von Sammlerkatalogen beschäftigt. Jüngere Beispiele sind solche für Telefonkarten oder Überraschungseier. Die Sammler von Spielzeug hatten schon lange Sammlerkataloge, so die Myriaden von Blechspielzeug-, Puppen-, Teddybären- oder Märklinkatalogen. Auch Modellautokataloge gibt es schon lange, aber sie stammen meistens aus dem Ausland. Der "Catalogue Mondial des Modeles Automobile" von Jaques Greilsamer und Bertrand Azema, erschienen etwa 1963, wurde zur Legende und ist heute längst vergriffen. Das macht aber nichts, denn er ist nicht mehr aktuell.

Das nach meiner Kenntnis umfangreichste Werk hat 1995 Paolo Rampini vorgelegt. Der Mailänder Sammler hat sein Buch "The Golden Book of Modelcars 1900-1975 genannt und im Selbstverlag herausgegeben. Es handelt sich bei dem Wälzer um einen Katalog, der schlicht und einfach aus Fotos der Sammlung Rampini besteht, ergänzt durch kurze Beschreibungen und Listen mit den Modellen der einzelnen Hersteller. Die Sammlung ist riesig (allein 17000 Modelle im Maßstab 1:43) und muss ein Vermögen gekostet haben, ebenso riesig ist der Preis für das schwergewichtige Buch. Paolo Rampini hat weitere Kataloge zu Einzelthemen veröffentlicht, zum Beispiel über französische oder italienische Modellautos. Der Maßstab 1:87 ist selbstverständlich immer nur ein Randthema. Der Titel seines Kataloges deutet schon an, dass seine Bücher in englischer Sprache erschienen sind, die Einführung jedoch zweisprachig, in Italienisch und Englisch. 

 

Gelber Katalog

Vermutlich war der sogenannte "Gelbe Katalog" von Karl A. Koch der erste Sammlerkatalog im Bereich 1:87. Koch versuchte, die Wiking-Modelle insgesamt aufzulisten und nannte Richtpreise. Das erste Exemplar seines Katalogs steckte voller Fehler und war Zielscheibe ätzender Kritik. Man konnte nachweisen, dass er im Katalog Modelle bewertet hatte, die nie produziert, sondern nur im Firmenkatalog gezeigt worden waren.

Alle Kritik konnte dem Erfolg des Sammlerkataloges nichts anhaben, zumal von Ausgabe zu Ausgabe Fehler korrigiert und die Genauigkeit der Modellbeschreibungen verbessert wurden. Allmählich ist auch den "Experten" klar, dass niemand den alleinigen Durchblick hat, sondern dass ein guter Katalog nur durch den Informationsaustausch zwischen den Sammlern reifen kann.

Der eingefleischte Wiking-Sammler wartete nun praktisch jedes Jahr auf den Gelben Katalog, der sozusagen zur Bibel der Sammlergemeinde geworden war. Der 19. Jahrgang wurde 1999 von Holger Wanner herausgegeben, einem bekannten Wiking-Händler aus Oberhausen (jetzt Moers), der von Koch den Marktpreis Verlag übernommen hatte. Leider erschien der Neue Gelbe Katalog nun nicht mehr pünktlich Jahr für Jahr, sondern nur noch 2001 und 2003. Die Gründe kenne ich nicht, vermutlich ist der Arbeitsaufwand dem neuen Herausgeber über den Kopf gewachsen. 2003 erschien also der bislang letzte Jahrgang, seither warten wir auf eine Neuauflage.

 

Modellauto Katalog

H0 Pkw und H0 Lkw

Die Autoren Uwe Ruck und Eberhard Flühs machten den Versuch, alle namhaften Modellmarken in H0 in ihrem "Modellauto Katalog", getrennt nach Pkw und Lkw, zu vereinigen. Besonders wertvoll waren die Kurzinformationen zu den einzelnen Marken, während es an der Genauigkeit der Modellbeschreibungen etwas mangelte. Ausführlichkeit war vermutlich von vornherein nicht angestrebt worden. Heute sind die beiden Kataloge natürlich nicht mehr aktuell. Alba Verlag, Düsseldorf, 1/83 und 2/87 bzw. 2/88

 

Modellauto Katalog

Matchbox Serie 1-75

Der gleiche Verlag legte auch einen Katalog über die Matchbox Serie 1-75 vor, dem die Preisbewertung lose beigelegt war. Bernd Flößer hat hier einen übersichtlichen Katalog geschaffen, der meiner Ansicht nach gut gelungen ist. Kleine schwarz/weiß Fotos zeigen die Modelle in Seitenansicht. Weil es sich bei der Serie 1-75 um ein abgeschlossnes Sammelgebiet handelt, ist dieser Katalog, bis auf die Preisbewertung natürlich, auch heute noch aktuell. Alba Verlag, Düsseldorf, 1/85

 

Modellauto Katalog

Matchbox Superfast

In ähnlicher Aufmachung legt Bernd Flößer hier eine Übersicht über die Superfast Serie vor, die von Sammlern noch nicht so angenommen worden ist. Alba Verlag, Düsseldorf.

 

Modellauto Katalog

Corgi Toys

Peter R. Cordes widmet sich auf 164 Seiten den berühmten Metallminiaturen aus England. 499 Abbildungen und eine Preisliste ergänzen diesen für Corgi-Sammler wertvollen Katalog. Alba Verlag, Düsseldorf

 

Karl A. Koch hatte auch einen Katalog über Herpa Pkw-Modelle herausgegeben, der 1996 schon in sechster Auflage vorlag. Von ursprünglich 192 Seiten (1991) wuchs er auf 448 Seiten an (Stand 1996). Wie im Wiking-Katalog wurden die Modelle als Zeichnungen dargestellt.

 

Erwin Kurth aus Berlin widmete sich der Dokumentation der Herpa Lkw-Modelle und zusätzlich auch der Lkw von Albedo. Hier handelte es sich um eine Loseblattsammlung im Ringordner. Dieser Sammlerkatalog war übersichtlich und, so weit ich beurteilen kann, auch vollständig. Bei den Abbildungen der Modelle handelte es sich um ziemlich kleine und stark gerasterte Fotos. Leider stellte Erwin Kurth Anfang 1997 den Vertrieb seiner Kataloge ein.

 

 Herpa Archiv CD Cars & Trucks 1978 - 2004

Eine gute Idee war die Herausgabe einer CD durch den Hersteller Herpa. Einen sozusagen offiziellen Gesamtkatalog eines Modellautoproduzenten hatte es bis 2005 noch nicht gegeben. Man fragt sich natürlich, warum das so ist. Wer die Herpa CD erwartungsvoll in den Schlitz seines PC steckt, kommt der Beantwortung der Frage ein Stück näher. Es stellt sich nämlich heraus, dass selbst Herpa nicht genau weiß, welche Modelle oder Modellvarianten das Haus verlassen haben. Ein jeder Katalog erfordert umständliche Recherchen, und bei dem riesigen Herstellungsprogramm im Fall Herpa war das vermutlich eine Sisyphusarbeit. 

Die CD lässt sich leider nur sehr umständlich bedienen, das ist schade. Den "Machern" scheint nicht klar zu sein, dass Modellautosammler gerne nach dem Vorbildtyp eines Modells suchen. Eine Suchmöglichkeit nach der Marke ist vorhanden, eine nach dem Typ nicht. Bei der Marke Mercedes-Benz muss man dann schon sehr lange suchen, bis man den Typ gefunden hat.

Von einigen Modellen gibt es keine Fotos, das ist natürlich eine mittlere Katastrophe. Eine Neuauflage der CD erschien 2013, aber an der gewöhnungsbedürftigen Bedienung hat sich leider nichts geändert. Immerhin sind aber alle Neuheiten bis Juni 2012 hinzugekommen. 

 

Von Georg Billig stammte ein Katalog über alle Brekina Modelle, allerdings ohne Abbildungen. Billig darf als kompetenter Kenner der Brekina Modelle gelten, der Katalog kann daher unbedingt empfohlen werden.

 

Botho Wagner und Carlernst Baecker legten wiederum einen viele Marken umfassenden Katalog "Modellautos im H0-Bahnmass-Stab" vor, der als "Sammler-Katalog" bezeichnet wird, obwohl die Autoren im Vorwort einschränken, dass es sich hier um eine Starthilfe und Branchenübersicht handelt. Mehr ist es auch wirklich nicht.

 

Modellautos der DDR

Als die Wiedervereinigung die Modellautoproduktion in der ehemaligen DDR ins Blickfeld rückte, erschien von Stefan Gärtner und Heinz-Hartmut Graf der Sammlerkatalog „Modellautos der DDR“. Der nahezu 500 Seiten starke Katalog im Taschenbuchformat bot nicht nur einen vollständigen Überblick über alle DDR-Modelle im M 1:87, sondern auch Hintergrundberichte über die damaligen Hersteller. Die Modelle sind nach Marken getrennt geordnet. Exakte Zeichnungen und eine Reihe von Farbfotos ergänzen die Modellbeschreibungen. Das kleine Buch erschien 1999 im Battenberg Verlag, war nach einem Jahr bereits vergriffen und erschien 2001 in verbesserter und erweiterter Auflage. Auch diese Auflage ist schon lange vergriffen, bisher ist keine neue Auflage erschienen.

 

Mikado Wiking Liste

1984/85 und 1988/89 erschien eine ernsthafte Konkurrenz für den Gelben Katalog, so schien es. Die Mikado Wiking Liste war etwas preiswerter als der Katalog von Koch. Die Mikado Liste gibt es nur noch im Antiquariatsbuchhandel.

 

 

 

Es steht zu erwarten, dass Sammlerkataloge über andere Marken noch erscheinen werden.

 

Wer wissen möchte, welche Marken auf dem Sektor 1:87 überhaupt weltweit vorhanden sind bzw. waren, sei auf das MAZ-Sonderheft Nr. 10 mit dem Titel "Die Welt der H0-Modellautos" hingewiesen. 

 

Sammler, die sich auf bestimmte Vorbildmarken festgelegt haben, zum Beispiel alle Opel-Modelle sammeln, sind gut bedient mit "Graf´s Liste". Dort sind nahezu alle Pkw-Modelle im Maßstab 1:87 (und benachbarte Maßstäbe) aufgeführt. Man findet dort ungeheuer viele Porsche, Ford oder Audi, aber auch Exoten wie Allard oder UAZ. Eine Liste mit Lkw-Modellen ist in Vorbereitung.

 

Weitere Informationsquellen für den Sammler sind selbstverständlich die Original-Kataloge der Hersteller, aber leider hat diese Sache mehrere Haken. Erstens geben nicht alle Hersteller Kataloge heraus, denn die Herstellungs- und Druckkosten sind enorm hoch. 

Zweitens sind diese Kataloge alles andere als zuverlässig, da sie eine ziemlich lange „Vorlaufzeit“ haben. Bis alle Fotos gemacht, zu Druckvorlagen verarbeitet und die Kataloge dann gedruckt und geheftet sind, können Monate vergehen. In der Zwischenzeit hat sich der Hersteller jedoch bei einigen Modellen seines Sortiments zu Änderungen entschlossen. Beispielsweise bekommt ein Lkw-Modell einen anderen Aufbau, ein Pkw-Modell wird gestrichen, weil die Form defekt ist, oder ein Modell bekommt einen anderen Aufdruck als im Katalogfoto. Das alles kommt relativ häufig vor. Was die Genauigkeit betrifft, sind Sammlerkataloge allemal den Firmenkatalogen vorzuziehen.

 

Bei Sammlern erfreuen sich die Originalkataloge der Hersteller trotzdem hoher Beliebtheit. Für alte Wiking-Kataloge werden beachtliche Preise bezahlt, so dass sich Wiking entschloss, alte Kataloge als Replik neu aufzulegen. Auf jeder Börse finden sie ein leider nur schmales Angebot an alten Katalogen. 

 

Ursprünglich waren die Kataloge als Händlerinformation gedacht, wurden später jedoch zu Werbebroschüren für Endkunden umfunktioniert, jedenfalls was die Firma Wiking betrifft. Die Einzelhändler gaben diese hervorragend gedruckten Exemplare oft nur ungern an ihre Kunden ab, in der richtigen Befürchtung, die teuren Stücke würden bald im Müll landen. Der ambitionierte Sammler hob den jährlich erscheinenden Katalog jedoch immer auf und hegte seinen wertvollen Bestand. Neben den Jahreskatalogen geben viele Hersteller Neuheitenblätter heraus, die bei größeren Herstellern fast monatlich erscheinen.

 

Einige Hersteller, stellvertretend sei hier Herpa genannt, geben sich besondere Mühe mit dem Layout ihrer Kataloge, andererseits wird hier auch manchmal übertrieben und der Informationswert tritt in den Hintergrund. 

 

Mein Rat: Kataloge zu sammeln lohnt immer. Ich persönlich blättere zu gern in alten Anguplas oder Roskopf Katalogen.