15 Modellbau

 

Irgendwann wird fast jeder Sammler einmal auf den Gedanken kommen, selbst Hand anzulegen, um sich ein Modell nach seinen eigenen Vorstellungen zu bauen. Wer auf bestimmte Sammelgebiete spezialisiert ist, kommt ja auch gar nicht darum herum, Bausätze zu kaufen und diese eigenhändig zu montieren. Andere Möglichkeiten sind der Umbau, die Superung eines Serienmodells oder der komplette Eigenbau.

 

Bausätze

In Deutschland und in den USA sind Kunststoffbausätze nach wie vor populär, obwohl man sagen muss, dass die Hersteller der Kits auch schon bessere Zeiten gesehen haben. Unsere Kids (mit "d" geschrieben) interessieren sich ja leider mehr für dämliche Fernsehsendungen oder noch dämlichere Computerspiele. In der fernsehlosen, der guten alten Zeit, bin ich mit den "Wilhelmshavener Modellbaubögen" aufgewachsen. Sie bestanden aus 200g-Karton, auf dem die Einzelteile der Modelle aufgedruckt waren. Man musste sie ausschneiden, ritzen, knicken und kleben. Es gab Schiffsmodelle, Flugzeuge und Häuser. Mein erstes Modellschiff wurde krumm und schief, weil ich keine Geduld hatte und wenig sorgfältig vorgegangen war. Spätere Schiffe gerieten besser. Schließlich wagte ich mich an ganz schwierige Modelle, zum Beispiel das Segelschulschiff  "Gorch Fock". Als ich etwa 200 Schiffe gebaut hatte, zogen meine Eltern um und Vater warf die stolze Flotte auf einen Haufen und hielt ein Streichholz dran.

Modellautos eignen sich als Kartonbausatz weniger, aber es gibt Sammler, die solche "cut outs" (so nennt sie der englische Sammler) zum Objekt ihrer Leidenschaft machen und auch ganz nette Modelle zusammenbekommen.

Für Modellautobauer eignen sich vor allem Metall- oder Kunststoffbausätze. In Großbritannien sind im Maßstab 1:76 vor allem Bausätze aus Weißmetall die erste Wahl, und dort gibt es eine riesige Auswahl davon. Aber auch bei uns erfreuen sich Weißmetallbausätze einer gewissen Beliebtheit, und mit Weinert haben wir ja auch einen Hersteller, der auf diesem Gebiet Spitzenleistungen bringt.

 

Weißmetallbausätze - einige Tipps.

Leider werden in Deutschland solche Weißmetallbausätze viel zu wenig nachgefragt, und dabei sollte ein ernsthafter Modellbauer auch diese Technik beherrschen. Gestatten sie mir also einige Tipps, obwohl ich sicher nicht zur ersten Garnitur der Weißmetallexperten zähle, eher im Gegenteil.

 Ausrüstung

In meiner Werkzeugkiste befinden sich nur wenige Teile, aber die sollten von bester Qualität sein. Nichts ist so ärgerlich, wie ein untaugliches Werkzeug. Die meisten dieser Hilfsmittel werden übrigens ebenso für die Bearbeitung von Kunststoffbausätzen genutzt.

1. ein scharfes Bastelmesser

2.   verschieden geformte Schlüsselfeilen, flach, halbrund, rund, dreieckig. Wer es besonders gut machen will, kauft seine Feilen im Spezialhandel für Uhrmacher oder Feinmechaniker. Dort kann man auch zwischen Schlicht- und Schruppfeilen wählen, erstere sind für feinere, letztere für gröbere Arbeiten. Es gibt auch spezielle Feilen für die Kunststoffbearbeitung, die man aber für Metallbearbeitung nicht verwenden sollte.

3. eine gute Nagelschere

4. verschiedene Pinzetten

5. ein Taschenmesser

6. eine Minibohrmaschine (z.B. Minimot) mit Bohrern in winzigen Größen von ca. 0,3 bis 2 mm. Auch eine Kreissägescheibe benutze ich häufig, vielfach auch kleine Fräsköpfe (ähnlich Zahnarztbohrern), es gibt aber noch viele weitere Zubehörteile. Beim Bohren sollte die Minimot möglichst in einen Bohrständer eingespannt werden. 

7. eine Dekupiersäge (die Hegner Multicut kann ich empfehlen)

8. feine Stahlwolle

9. Schleifpapier mit 400er und 600er Körnung

10. eine Sprühdose mit hellgrauer Grundierung

11. eine Anzahl kleiner Farbdöschen von Revell oder Humbrol, darunter sollten immer rot und orange für Rücklichter, silber für Chromteile, mattschwarz für Auspuffrohrenden und Bodenplatten und einige matte Farbtöne für Inneneinrichtungen sein, ansonsten haben sie die Qual der Wahl

12. Eine Tube mit Kunststoff-Füller (plastic putty)

13. Krazel Kleer, eine Flüssigkeit, mit der man Klarglasscheiben herstellen kann

14. Cyanacrylat-Klebstoff (Sekundenkleber)

15. UHU-por oder ein anderer Styroporkleber dieser Art, denn damit lassen sich einige Sachen, die nicht zu dauerhaft kleben sollen, prima befestigen. Ich liebe das Zeug für die Befestigung meiner winzigen Nummernschilder aus Papier, die ich auf dem Computer selbst herstelle.

16. Lösungsmittel für Farben und Pinsel nebst Putzlappen (muss immer bereit liegen)

17. ein Sortiment feinster Pinsel, besonders gut sind die mit dreieckigen Griffen, damit die Pinsel nicht vom Tisch rollen

18. eine alte Zahnbürste

19. Airbrushpistole und Zubehör

War das alles? Irgendwie fliegen noch viele andere kleine Teile in der Werkzeugkiste herum. Ach ja, Zahnstocher brauche ich häufig und, beinahe hätte ich es vergessen, meine "dritte Hand", ein kleines vielseitiges Spannwerkzeug, damit man in Ruhe mit zwei Händen arbeiten kann. Gummiringe zum Zusammenhalten frisch geklebter Teile sind auch nicht schlecht. Und nun wirklich als Letztes: eine Lupe.

 

Arbeitsplatz

Jeder hat so seine Gewohnheiten. Ich arbeite gerne auf meinem großen Schreibtisch, denn der ist gut beleuchtet. Viel Schmutz entsteht ja nicht beim Bau von Modellautos dieser Größe und eine Steckdose für die Minimot ist in der Nähe. Die Dekupiersäge bleibt dagegen wo sie ist, im Hobbykeller. Spritzarbeiten werden wenn möglich im Freien erledigt, bei anhaltend schlechtem Wetter ausnahmsweise im Hobbykeller.

Vorbereitung des Bausatzes

Für den spannenden Vorgang des Auspackens habe ich immer einen großen Karton mit flachem Rand auf dem Schreibtisch liegen. Es gehen ja so schnell winzige Teile verloren. Früher habe ich stundenlang mit der Lupe meinen Teppichboden abgesucht!

Nun breite ich die Teile des Bausatzes geordnet und wohlbehütet im Karton aus und überzeuge mich davon, dass alle Teile vorhanden sind. Leider gibt es Hersteller, bei denen regelmäßig Teile fehlen, und die kommen häufig aus Frankreich! Bei dieser Aktion kann man sich auch gleich von der Qualität der Bauanleitung überzeugen (oder von ihrem Nichtvorhandensein). Ein wenig Sprachkenntnisse können dabei nicht schaden, zumindest Englisch ist angesagt, manchmal könnte man gern etwas mehr Französisch oder Italienisch oder Spanisch oder....

Wie schön, wenn gute technische Zeichnungen mehr sagen als tausend (Fremd-)Worte. Leider hapert es an Zeichnungen bei manchen Kleinserienherstellern. Manche setzen voraus, dass man den Bausatz auch ohne Anleitung zusammenbringen müsste, aber da überschätzen sie ihre Kunden ganz gewaltig. 

 

Entgraten

Nehmen wir einmal an, alle Teile seien tatsächlich vorhanden, denn wir wollen uns ja nicht aufregen. Nun kommt etwas für Weißmetallbausätze besonders Typisches, das Entgraten! Es gibt da himmelweite Unterschiede im "finish", also im Lieferzustand der Gussteile. Vor allem an Nähten und Durchbrüchen werden sie mehr oder weniger starke Gratbildung entdecken. Schludrig hergestellte Formwerkzeuge, die schlecht schließen, oder solche, die schon stark verschlissen sind, hinterlassen Grate auf dem Gussteil, weil das geschmolzene Metall sich auch in die Fugen gedrängelt hat. Manche Hersteller liefern nur gratfreie Topqualität, manche entfernen gewissenhaft selbst die Grate, manche lassen sich ihre Schluderteile auch noch teuer bezahlen und wir haben das Vergnügen, uns selbst an die Entfernung zu machen. Denn weg müssen die Grate! Aber Vorsicht, denn unser Bastelmesser ist ja ziemlich scharf und schnell ist man abgerutscht und hat eine Macke in das weiche Metall geschnitten. Das ist immer noch besser als ein Schnitt im Finger!

  Gussgrate an einem Volvo Amazon von Larssons

Prüfen

Nun versucht man vorsichtig, die Einzelteile daraufhin zu überprüfen, ob sie gut zusammenpassen. Bei manchen Herstellern ist das kaum notwendig, weil die Teile so sorgfältig gegossen sind, aber bei anderen kommt einen nun das kalte Grausen an. Da hilft nur stundenlanges Feilen oder vorsichtiges Fräsen (Minimot) und immer wieder anpassen. In diesem Stadium kann man auch Löcher bohren, wenn dies von der Bauanleitung verlangt wird. Beispielsweise für die Aufnahme von Außenspiegeln. Oft passen die Räder nicht in die Radkästen und man muss diese ausfräsen. Die Passgenauigkeit der Bodenplatte sollte ebenfalls kritisch überprüft werden. Manchmal muss man Messingröhrchen für die Aufnahme der Stahlachsen selbst besorgen und ablängen. Ahnungslos wie ich war, habe ich das beim ersten Mal mit der Dekupiersäge versucht. Katastrophe! Das war gefährlich und die Enden der winzigen Röhrchen verbogen sich, manchmal waren sie so verquetscht, dass die Achse nicht hineinwollte. Heute nehme ich die "Kreissägenscheibe" meiner Minimot und habe einen sauberen Schnitt!

 

Gießäste

Da habe ich doch glatt vergessen, dass man ja erst die Gussteile von den Gießästen trennen muss. Bei großen Teilen entfällt das manchmal, weil sie lose beiliegen, aber meistens ist der Schnitt mit der Nagelschere erforderlich. An den Enden sitzen manchmal merkwürdige Formen, manchmal sehen sie aus wie kleine massive Eimerchen. Diese winzigen Dinger gehören nicht zum Gussteil. Man bildet lediglich im Formwerkzeug hinter dem eigentlichen Gussteil noch einen Hohlraum, damit man sicher sein kann, dass das Gussteil selbst vom geschmolzenen Metall auch vollständig gefüllt wird. Leider werden aber auch Gussteile ausgeliefert, bei denen die Endkontrolle geschlafen hat. Sie sind nicht vollständig ausgespritzt und daher unbrauchbar. Das sollte reklamiert werden! Die abgeschnittenen Teile müssen nun mit der Feile versäubert werden. Die Gießäste kann man wegwerfen, aber man sollte das nicht unbedacht tun. Vielleicht lässt sich aus dem einen oder anderen Abfallstück noch ein Zubehörteil herstellen. Vielleicht kann man die Gießäste sogar wieder einschmelzen und in eigene Formen, die sich recht einfach herstellen lassen, gießen?

 

Säubern

Nun tritt unsere alte Zahnbürste in Aktion. Wir spülen alle Weißmetallteile in einer milden warmen Lauge (handelsübliches Spülmittel) und nehmen die Zahn- als Spülbürste. Das ist nicht übertrieben, denn in den Formwerkzeugen wird meistens ein Trennöl benutzt, das unserer Lackierung nicht eben förderlich sein würde.

 

Schleifen

Leider sind Weißmetallbausätze sehr zeitaufwendig, denn sie müssen nach der Wäsche auch noch gebügelt, Verzeihung, geschliffen werden. Dazu nehmen wir nun feines Schleifpapier oder Stahlwolle und schleifen und schleifen und schleifen. Die Fauleren unter uns beschränken sich dabei auf die Karosserieaußenhaut! Nun müsste eine glatte Oberfläche vorhanden sein, Höcker und Nähte sind weg. Leider kann es vorkommen, dass kleine porenartige Löcher vorhanden sind, die man mit Ziehspachtel füllen muss. Das bedeutet eine weitere Verzögerung, denn der Spachtel muss vor dem nächsten Schleifvorgang erst vollkommen getrocknet sein. 

Beachten sie bitte, dass sie Schleifpapier in feinen Körnungen von 400 bis 600 verwenden und unter Zugabe von wenig Wasser schmirgeln. Es gibt Schleifpapier auf Papier- und auf Leinenbasis. Letzteres ist geeigneter, wenn man das Blatt biegen muss, es bricht nicht so leicht.

 

Erneute Anpassungsarbeiten

Prüfen sie dann noch einmal, ob die Teile passen, denn nichts ist schlimmer als nach der Lackierung noch Anpassungen vornehmen zu müssen. Achten sie auch in diesem Stadium schon darauf, dass die Verglasung passt. Leider passen nach meiner Erfahrung die meisten Tiefziehverglasungen schlecht. Im Extremfall nehme ich lieber "Krazel Kleer" zur Verglasung als so ein blödes Tiefziehteil, das außerdem noch bei den dicken Wandstärken eines Metallmodells viel zu tief in den Fensterhöhlen sitzt. Bei leider vielen Bausätzen sind schwierige Nacharbeiten erforderlich, um die Räder drehbar zu machen. Viele Hersteller liefern im M 1:87 Bausätze für Standmodelle mit nicht drehbaren Rädern, z.B. Alloy Forms. Manchmal muss man nur mit einem passenden Bohrer die Achsaufnahmen nachbohren. Leider liefern einige Hersteller Räder ohne Loch für die Stahlachse. Da ist dann Präzision angesagt, damit man beim Bohren wirklich das Zentrum trifft, denn das Rad soll ja später nicht eiern. Im Zweifelsfall greife ich dann lieber zu Rädern aus der Großserie, die bei mir immer in der Schublade liegen. Sollten die Stahlachsen in der Länge nicht passen (auch das muss man prüfen), kürzen wir sie wieder mit der oben erwähnten "Kreissäge" (immer Schutzbrille tragen). 

 

Spritzlackierung

Bitte bemalen sie ihre Modelle nicht mit dem Pinsel! Die dadurch entstehende dicke Lackschicht deckt alle Feinheiten gnadenlos zu. Sie werden die Türfugen ihres zierlichen H0-Modells nicht mehr finden, auch nicht Zierstreifen, Lüftungsgitter usw. Einzig und allein die Spritzlackierung führt zu annehmbaren Ergebnissen. Zur Vorbereitung der Grundierung stellen sie sicher, dass alle Teile vollkommen trocken und staubfrei sind. Leider verderben Staubkörnchen viele sonst schöne Modelle. Stellen sie ferner sicher, dass die Raumtemperatur nicht unter 20° Celsius liegt, optimal wären 25°. Bei kälteren Temperaturen ist eine Oberfläche, die wie eine Orangenschale aussieht, die Folge.

Wir sagten oben schon, dass sie draußen spritzen sollten, wenn das möglich ist. Innenräume sollten gut belüftet sein, denn im allgemeinen schaden die Lösungsmittel der Lacke der Gesundheit. Nun bereiten sie sich eine Spritzkabine vor, die es im Handel zu kaufen gibt. Als sparsamer Mensch nehme ich einen großen Faltkarton als Spritzkabine. Bei der Aufhängung oder Aufstellung der zu spritzenden Teile in der Spritzkabine ist Phantasie gefragt. Man kann die Teile an feinen Drähten aufhängen, oder auf Sockeln aus Abfallholz oder sonstigem Material aufstellen, doch das führt oft dazu, dass der nach unten ablaufende Lack Pfützen an den Unterkanten der Teile bildet.

 

Grundierung

Meine Grundierung aus der Sprühdose funktioniert bestens, ich erhalte eine dünne Schicht, die schnell trocknet. Selbstverständlich kann man auch mit der Airbrush-Pistole die Grundierung auftragen. Es spricht nur der zusätzliche Reinigungsaufwand dagegen. Die hellgraue Grundierung eignet sich am besten, während der rostbraune Farbton für helle Lacke problematisch ist. Meistens beginne ich mit der Grundierung der Innenseite des Karosserieteils. Alle Teile müssen, wenn sie nicht an Drähten hängen, später umgedreht und von der anderen Seite gespritzt werden. Das ist lästig.

 

Lackierung

Nach der Grundierung ist ein erneuter Feinschliff nach meiner Erfahrung nicht notwendig. Bei der Lackierung mit der Airbrush-Pistole sollten sie vorher überlegen, ob sie nicht gleich mehrere Modelle lackieren. Sie sollten auch die Reihenfolge der benötigten Farben festlegen und rationell arbeiten. Lassen sie es nicht bei einem Spritzvorgang bewenden, meistens ist mindestens ein zweiter Farbauftrag erforderlich. Den sollten sie aber erst beginnen, wenn die erste Lackschicht deutlich angetrocknet ist! Nach dem letzten Lackiervorgang warten sie bitte mindestens 24 Stunden, ehe sie die Teile anfassen. Dickere Lackschichten brauchen noch länger um völlig durchzutrocknen. Fassen sie die lackierten Gussteile zu früh an, sind Fingerabdrücke zu sehen!

 

Bodenplatte und andere Teile

Die Bodenplatte werden sie in den meisten Fällen mattschwarz auslegen, weil das Auto im Original dort auch mattschwarz ist. Die Inneneinrichtung sollten sie dagegen nicht unbedingt schwarz lackieren, denn man sieht so zu wenig von ihr. Hellgrau oder hellbraun sind brauchbare Farbtöne, wobei sie für hellgrau auch ruhig die Grundierung nehmen können, man sieht es sowieso nicht von außen. Offene Fahrzeuge verlangen eine phantasievollere Farbauslegung. Hier können sie einen matten und einen glänzenden Farbton halb und halb mischen, damit die Polsterung in etwa nachgeahmt wird. Armaturenbretter legen sie so aus, wie sie im Original zu sehen sind, meistens also mattschwarz. 

 

Farbtupfer

Mit ihren feinen Pinseln behandeln sie anschließend die Kleinigkeiten, die Scheinwerfer und Rücklichter, Zierleisten, das Lenkrad usw. Aber Vorsicht, zu leicht überfrachtet man unsere kleinen H0-Modelle mit Farbe. 

 

Montage

Nach der vollständigen Lackierung werden die Teile montiert, wobei der Sekundenkleber nun in volle Aktion tritt. Weil sie vorher sehr viel Sorgfalt bei der Anpassung haben walten lassen, müsste alles nun reibungslos klappen. Wenn nicht, sind Nacharbeiten unumgänglich, eventuell müssen sie nachlackieren. 

Studieren sie noch einmal die Bauanleitung, damit alles klappt. 

 

Scheibenhonig

Die Verglasung von Bus- oder Lkw-Modellen erfolgt mit den beiliegenden Scheiben. Wenn keine Scheiben beiliegen, stellen sie sich selbst welche aus Cellon (Wikingschachteln) her. Kleben sie die Scheiben auf keinen Fall mit Sekundenkleber ein! Nehmen sie dazu das oben erwähnte UHU-por oder einen anderen Kleber auf Gummibasis. Der bleibt noch eine ganze Zeit weich, so dass sie die Scheibe noch verschieben können, wenn sie noch nicht auf Anhieb passt.

Bei Pkw-Modellen ist es etwas anders. Wenn sie die Tiefziehverglasung abgelehnt haben, werden sie nun von außen verglasen. Sie nehmen einen Pinsel für größere Fensterflächen, einen Zahnstocher für kleinere, und tauchen diesen in Krazel Kleer ein, so dass ein Tropfen der weißen Flüssigkeit daran hängen bleibt. Nun tupfen sie den Tropfen an den Fensterrahmen und ziehen mit einer unnachahmlich geschickten Drehbewegung den Rahmen rundum nach, zuletzt ziehen sie einmal von Rahmen zu Rahmen. Wie eine Seifenblase bildet die weiße Flüssigkeit nun einen Film über der Öffnung. Eine oder zwei Stunden später wird die milchige Flüssigkeit vollkommen klar, die Scheibe ist fertig. Einfach Toll. Leider nicht bei sehr großen Scheiben (Busse) zu machen. Etwas schlierig ist die Scheibe auch.

 

Kleinigkeiten

Zum Schluss kommen die Kleinteile dran. Es gibt hinreißend schöne Messingätzteile, zum Beispiel Außenspiegel, Scheibenwischer, Dachgepäckträger, Rammschutzbügel, Felgensterne und und und. Aber auch hier des Guten nicht zu viel tun.

Nummernschilder sind der Clou. Es gibt sie von vielen Herstellern. Ich mache sie mir selber mit Computer und Laserdrucker. Der Vorteil ist, dass ich ganz individuelle Kennzeichen damit herstellen kann. 

 

 

 

Kunststoffbausätze

Nach diesen langen Ausführungen werden sie es schätzen, dass Plastikmodelle einfacher zu bauen sind. Auch ich mache es mir einfacher, denn die meisten Tipps, die für Weißmetallbausätze zutreffen, treffen auch für Kunststoffbausätze zu. Als Kleber verwenden sie aber natürlich keinen Sekundenkleber, sondern Plastikkleber. Dieser löst das Polystyrol an, aus dem fast alle Bausätze bestehen, und "verschweißt" die zu verklebenden Teile anschließend. Dadurch sind die Kunststoffe ziemlich endgültig verbunden, daher seien sie vorsichtig, wenn sie eine solche Klebestelle wieder trennen wollen. Umbauer fluchen oft über die gut verklebten Wikingmodelle, die sich nur sehr schlecht auseinander nehmen lassen.

Stahlwolle brauchen wir auch nicht, denn der Schleifvorgang entfällt bei Kunststoffteilen, denn diese haben bereits eine ziemlich makellose Oberfläche.

Ansonsten kommt die ganze Palette an Werkzeug und Hilfsmitteln zum Einsatz.

Auch hier müssen die Teile mit der Nagelschere von den Gießästen abgeschnitten werden, die Schnittstellen sind mit der Feile zu versäubern. Man kann zum Abschneiden auch das Bastelmesser benutzen, aber sie sollten auf keinen Fall die Teile abbrechen, denn dadurch verfärbt sich der Kunststoff an der Bruchstelle weißlich. Auch Kunststoffteile müssen entgratet werden, aber das ist bei Großserienherstellern ziemlich selten geworden. Die Gießäste werfen wir auch hier nicht unbedingt weg, denn manchmal lassen sich noch Kleinteile daraus basteln. Mit dem Einschmelzen wird es leider nichts. Man könnte die Kunststoffreste zwar ohne weiteres recyclen (was für ein Denglisch!), indem man das Material zu Granulat schreddert, aber unsere Mengen sind so gering, dass das auf unserem Gebiet unwirtschaftlich ist. Die Reste wandern also in die graue Tonne.

Die nervende Schleiferei entfällt also, übrigens sind Kunststoffbausätze in der Regel auch hervorragend passgenau. Es ist eine Freude. Leider aber nicht immer. In Kleinserie werden Kunstharzbausätze (Resin) verwendet, die dann doch sehr aufwendig sein können. Die Vollgussmodelle verlangen nach einer sorgfältigen Abdeckung der winzigen Scheiben, damit sie nicht überlackiert werden. Die Oberfläche der Vollgussteile muss unbedingt geschliffen werden! Folgen sie den Anweisungen des Herstellers. Hohlgussmodelle haben oft eine so blasige Oberfläche, dass man reichlich "plastic putty" auftragen muss. Nehmen sie keinen Ziehspachtel, weil das Lösungsmittel den Kunststoff angreifen könnte (vermute ich, kommt auf den Versuch an, den ich noch nicht gemacht habe, weil ich kein Modell opfern will). Anschließend ist auch hier sorgfältiger Schliff angesagt. Um eine Grundierung kommt man in beiden Fällen nicht herum. Für die Lackierung gilt das Gleiche wie bei den Weißmetallbausätzen.

 

Viele Kunststoffteile brauchen nicht lackiert zu werden, weil der durchgefärbte Kunststoff schon die passende Farbe hat. Das ist aber nicht immer so. Also muss man manchmal doch lackieren. Kleinteile müssen immer farblich behandelt werden, aber das ist Pinselarbeit. Seien sie bei Kunststoffbausätzen besonders vorsichtig bei der Verglasung. Wie oft sieht man schreckliche Klebstoffspuren auf den Scheiben! Nehmen sie auch hier lieber den Kleber auf Gummibasis und nicht den Plastikkleber.

Ansonsten ist die Montage nicht besonders problematisch, es wird nur selten zu Passungsschwierigkeiten kommen. Aber ich hatte schon Probleme mit Bauanleitungen, die nicht stimmten.

 

 

Umbau

Obwohl es Tausende von Modellen und Modellvarianten auf dem Markt gibt, sind viele Modellbauer immer noch nicht zufrieden. Sie wollen nun einmal ein Modell, das bis in kleinste Details dem großen Vorbild entspricht. Also ist Umbau angesagt.

Lkw-Liebhaber sind besonders pingelig. Obwohl die Großserienhersteller immer perfektere Aufbauvarianten realisiert haben, bleiben noch viele Wünsche offen. Leider hapert es auch daran, dass es viele ältere Lkws auf dem Markt gar nicht gibt. Da springen dann Kleinserienhersteller in die Bresche und gießen Fahrerhäuser seltener Vorbilder. Die setzt der Umbauer dann auf ein handelsübliches Fahrgestell. Oder Busse, da tut sich ein großes Feld auf. Oder Landmaschinen, oder Baumaschinen, oder Pkw. Ja, Pkw! Es gibt noch lange nicht alle gängigen Pkw-Modelle von der Stange zu kaufen. Ich warte immer noch auf einen Honda N 600, den ich mal gefahren habe. Ich werde wohl einen Austin Mini umbauen müssen.

Nehmen wir zur Demonstration mal ein ganz anderes Beispiel:

Der Leser entdeckt in einer Modellautozeitschrift ganz tolle Fotos von Wohnmobilen. Eines davon möchte er bauen. Es handelt sich meinetwegen um einen Mitsubishi L 300 mit Alkovenaufbau (so nennt man die Wohnmobilaufbauten, bei denen der vordere Teil über die Fahrerkabine ragt). Den L 300 besorgt er sich auf der nächsten Börse für vielleicht 2 Euro in der Grabbelkiste. Leider ist er hässlich gelb und hat einen Kastenwagenaufbau. Einen Alkovenaufbau gibt es im gut sortierten Modellautofachgeschäft, denn Rietze hat ein solches Teil im Zubehörprogramm. Ansonsten wäre der Aufbau aus Plastikplatten zu machen. Oder vielleicht aus 200g Kartonpapier. Oder ein Wohnwagenmodell von Wiking könnte umfunktioniert werden. Der Umbauer braucht viel Phantasie.

Nun geht es zur Säge. Ganz vorsichtig sägt man mit der Dekupiersäge die Kunststoffkarosserie hinter den vorderen Türen des L 300 ab. Die sägerauhen Kanten werden gefeilt und geschliffen, das Teil grundiert und lackiert. Weiß in diesem Fall. Die Kabine kann nun auf ein geeigneteres Fahrgestell gesetzt werden, ich würde mich für den größenmäßig passenden MB 100 von Herpa entscheiden, der in der Pritschenversion ein brauchbares Fahrgestell hat. Nun legt man den Alkovenaufbau farbig aus und passt ihn dem Fahrgestell an. Eventuell sucht man etwas passendere Räder. Fertig.

Die Modellautozeitschriften bringen häufig Berichte von umgebauten Modellen, dort werden sie viele brauchbare Anregungen finden.

 

Superung

Es muss ja nicht immer ein grundlegender Umbau sein. Einige Modellbauer legen Hand an, weil man jedes Modell in Details noch verbessern kann. Und das gilt auch heute noch, obwohl Großserienmodelle schon recht ordentliche Qualität bieten.

Eine Kleinigkeit, die schon sehr viel bringt, ist die Montage von Außenspiegeln, die heute den meisten Modellen serienmäßig beiliegen. Sie werden werkseitig meistens nicht montiert, weil sie beim Transport leicht abbrechen. Ähnlich ist es manchmal mit Scheibenwischern. 

Was nicht beiliegt, wird aus der Bastelkiste ergänzt. Für Lkw-Modelle gibt es jede Menge Zubehör, noch toller wird es bei Einsatzfahrzeugen. Busliebhaber ergänzen ihr Modell vielleicht mit einer Sütrak-Klimaanlage auf dem Dach oder einem Skikoffer am Heck. Nummernschilder sind ein Muss bei der Superung. Älteren Modellen fehlt oft die Bemalung der Scheinwerfer und Rücklichter. Zierleisten lassen sich mit Silberlack nachziehen oder mit "bare metal foil" richtig toll gestalten. Ist aber nicht ganz einfach. Rennsportfans wollen genau das Rennsportfahrzeug nachgestalten, das im Rennen gelaufen ist. Da braucht man dann eine Unzahl von "Decals" [sprich: diekälls], denn damit sind die rasenden Werbeflächen ja übersät. Ach ja, Busmodelle sehen ganz toll aus, wenn Fahrgäste drin sitzen. Meine morem-Rennwagen statte ich auch mit Fahrerfiguren aus, ansonsten sind sie auch so schon ziemlich super.

 

Eigenbau

Wie gut kann man als Modellbauer werden? Es gibt da begnadete Techniker, die so perfekt sind, dass sie ein Modell von Grund auf selbst bauen. Alles. Karosserie, Fahrgestell, Räder, Inneneinrichtung, bewegliche Teile. Im Maßstab 1:87 ist der komplette Eigenbau nicht sehr verbreitet, aber manchmal sind Eigenbauten in Modellautozeitschriften zu sehen. Vor allem größere Baumaschinen und Kräne werden gern  im Eigenbau hergestellt. 

Als es die DDR noch gab, herrschte dort ein ungeheurer Mangel an brauchbaren Modellen. Ein Modellfreund baute sich in diesen Zeiten seine Busse und Lkw selbst. Unter primitiven Bedingungen hat er damals Blechteile ausgeschnitten, gekantet, gelötet, montiert und lackiert. Ich besitze von ihm einen Vomag-Bus, ein schönes Einzelstück.

Neulich erwarb ich auf einer Börse ein Lkw-Modell nach Vorbild eines Praga aus der Tschechei, das dort ein Modellbauer in Kleinserie aufgelegt hat. Es besteht ebenfalls aus Metallteilen und weist liebevolle Details auf. Schön, dass es in den Zeiten der Massenproduktion auch so etwas noch gibt.

Material für den Eigenbau

Natürlich braucht der Modellbauer für seine Eigenbauten geeignetes Material. Wir können grob einteilen in Kunststoffe, Metalle und andere Materialien.

 

Kunststoffe

Im Bereich der winzigen Modelle, mit denen wir es zu tun haben, sind eigentlich nur zwei Kunststoffe von Interesse, Polystyrol (PS) und Polyvinylchlorid (PVC). Über die Eigenschaften von Polystyrol habe ich oben schon ausreichend berichtet, weil die meisten Modelle aus PS gespritzt werden. Da trifft es sich gut, dass dieser Kunststoff auch im Fachhandel in Form von Platten erhältlich ist. Daraus kann man sehr viele Teile, z.B. Kofferaufbauten, Omnibuskarosserien usw. herstellen. Die Platten gibt es zwar in vielen Farben, aber meistens wird man um eine Lackierung nicht herumkommen. Die Platten lassen sich leicht mit der Dekupiersäge schneiden. Weil PS aber ein thermoplastischer Kunststoff ist, müssen sie beim Sägen und Bohren vorsichtig zu Werke gehen, sehr leicht geht das feste Material in einen plastischen Zustand über, so dass ein scharfkantiges Sägen bzw. Bohren nicht mehr möglich ist. Bei PS geht es noch, weil dies erst bei etwa 80° Celsius eintritt, aber PVC ist mit 60° C etwas empfindlicher. Hart-PVC, nur dieses ist für Bastelarbeiten empfehlenswert, bekommt man meistens im Sanitärfachhandel. Es wird nicht nur in Form von Platten angeboten, sondern auch in Form von Stangen mit kreisförmigem Querschnitt, bis hinab zu zwei  Millimeter. Daraus lassen sich viele Kleinteile herstellen, z.B. Schläuche für Feuerwehrfahrzeuge. PVC kann übrigens auch zu Tiefziehteilen verarbeitet werden, z.B. als Verglasungseinsatz. Das ist gar nicht so schwer zu machen, wie es dem Laien erscheinen mag. Man baut sich dazu eine Halterung mit Tiefziehstempel, legt die PVC-Platte (farblos transparent) hinein, erwärmt vorsichtig mit der Heißluftpistole und betätigt dann den Stempel. Das fertige Tiefziehteil kann nun aus der Halterung genommen werden, die Ränder werden abgeschnitten. Wir brauchen also keine teuren Vakuum-Tiefziehpressen. Einzig und allein der Bau der Form ist aufwendig, daher lohnt es sich nicht für Einzelstücke, sondern nur für Serien.

Ach ja, es gibt natürlich spezielle PVC-Kleber.

 

Metalle

Wir profitieren natürlich von jahrzehntelangen Erfahrungen einiger Modellbauer, wenn wir hier einige Metalle empfehlen. Großer Beliebtheit erfreuen sich jedenfalls Aluminium und Messing.

 

Aluminium

Wir müssen uns Aluminiumteile im Eisenwarenhandel besorgen, manche Kleinigkeiten finden wir auch im Modellbauladen. Erfreulich ist die Vielzahl der lieferbaren Formen, also Alublech und verschiedenste Aluprofile, auch Röhrchen. Als Kleber kommt Cyanacrylat-Klebstoff in Frage.

 

Messing

Diese Legierung aus Kupfer und Zink ist nun besonders beliebt und in vielen Formen im Modellbauladen zu bekommen. Messingröhrchen braucht vor allem der Flugmodellbauer, aber auch der Modellauto-Liebhaber bevorzugt sie zur Aufnahme der Stahlachsen. Messingdrähte sind bis zu winzigsten Durchmessern zu bekommen und vielseitig anwendbar. Messingblech lässt sich ebenfalls oft verwenden, aber hier gibt es noch die Spezialität der Messingätzteile. Sehr feine Bauteile, Spiegel, Scheibenwischer, Felgensterne usw. lassen sich im Fotoätzverfahren aus Messingplatten herausätzen. So entstehen wunderbare Kleinteile, die zum Teil sogar von Großserienherstellern verwendet werden, z.B. die Mercedessterne auf neueren Wikingmodellen.

 

Holz

Dieser Naturwerkstoff lässt sich häufiger anwenden, als viele Modellbauer meinen. Für uns kommt vor allem Balsa in Frage. Man kann es besonders leicht bearbeiten. Gerne wird es als Dachteil für Möbelwagen und Busse der 1950er Jahre verwendet, weil solche runden Formen anders kaum machbar sind. Der Schleifaufwand ist bei Balsaholz geringer als bei anderem Material. Ansonsten spielen runde Dübelstangen oder andere Profilhölzer eine große Rolle, z.B. als Ladegut.

 

Zeichenkarton

Aus meiner Erfahrung im Schiffsmodellbau habe ich noch die Angewohnheit behalten, gerne mit Zeichenkarton umzugehen. Einige Modelle kann man leicht mit Hilfe eines CAD-Programms auf dem Computermonitor zeichnen, anschließend ausschneiden und zusammenkleben. Die Methode eignet sich für alle großflächigen Modelle, z.B. für Wohnwagen und Kofferaufbauten. Als Kind stellte ich Verdecks für Cabrios aus dem schwarzen Einband meiner Schulhefte her. Das sah nicht schlecht aus.

 

Alufolie

Wer Planen mit echtem Faltenwurf nachbilden möchte, sollte sich einmal etwas Silberpapier von Schokoladentafeln besorgen. Wenn es in Falten gelegt und anschließend lackiert wird, ist die Illusion verblüffend. Aus stärkerer Folie lassen sich auch sehr nette Unfallautos mit zerknautschten Karosserien und Hauben herstellen.

 

 

 

 

Wer sich noch weiter im Modellbau vervollkommnen möchte, sei auf den Abschnitt "Bücher" hingewiesen.Sehr ausführlich ist beispielsweise: Knut Purwin: Modellautos sammeln & restaurieren