14 Verkauf von Modellen

Irgendwann kommt jeder Sammler auch mal in die Lage, sich von einigen Modellen trennen zu müssen. Sei es, weil es die Platzverhältnisse in seinem behaglichen Heim nicht mehr zulassen, sei es, weil die liebe Ehefrau kategorisch befiehlt, die Sammlung zu verkleinern, weil sie nicht mehr bereit ist, die Staubfänger zu säubern. 

Manchmal zwingt reine Geldnot zum Verkauf ganzer Sammlungen. 

Ebenso ist es vorstellbar, dass ein Sammler beschließt, sich auf ein ganz spezielles Gebiet zu konzentrieren. Da verkauft er die für ihn nicht interessanten Modelle und kauft für sein Wunschgebiet andere hinzu.

Umbauer haben oft Modelle in großer Zahl auf Vorrat gekauft und stellen später fest, dass sie diese gar nicht brauchen. 

Was auch immer der Grund für den Verkauf von Modellen sein mag,  jetzt wird´s problematisch. Schlimm wird es für denjenigen, der schnell Geld braucht. Nur wer Geduld beim Verkauf von Modellautos aufbringt, wird erfolgreich sein.

Nach vielen Jahren erfolgreichen und mühsamen Sammelns hat der potentielle Verkäufer in den Sammlerkatalogen gelesen, dass in seinen Vitrinen ein kleines Vermögen schlummert, das sich sogar nach und nach vergrößert hat. Aber  ausgerechnet jetzt, wo man die Sammlung verkaufen möchte, interessiert sich niemand dafür. Was ist zu tun?

Bevor wir auf die Möglichkeiten eingehen, Modellautos oder ganze Sammlungen zu verkaufen, möchte ich klarstellen, dass es wohl kaum jemals gelingen wird, seine Modelle zum Katalogpreis an den Mann (oder die Frau) zu bringen. Immer wieder bin ich über die Naivität erstaunt, die einige Sammler an den Tag legen, wenn es um das Thema "Wert einer Sammlung" geht. Man wird leider feststellen, dass Sammlungen einen hohen ideellen Wert für den Sammler haben, der materielle Wert liegt immer darunter, und zwar erheblich. Der erzielbare Preis für ein Modell, das man verkaufen möchte, ist eben nicht der Katalogwert, sondern, das muss knallhart gesagt werden, der Marktwert. Und den kennt man erst dann, wenn man das Modell bzw. die Sammlung auf dem Markt an den Mann zu bringen versucht.

Wo zum Teufel ist denn so ein Markt?

Nun, versuchen wir einmal, der Reihe nach einige solcher "Märkte" aufzuzählen:

- Verkauf an einen Modellfreund

- Verkauf an einen Händler

- Inserat (Kleinanzeige)

- Verkauf auf einer Börse

- Auktion

- Auktion im Internet

Ihr erster Einwand ist, dass der Verkauf an einen Modellfreund nichts mit "Markt" zu tun hat. Na gut, wenn sie dabei an einen Wochenmarkt denken, haben sie Recht. Aber der Begriff Markt muss hier im wirtschaftlichen Sinn verstanden werden, und in diesem Sinn gehören zu einem Markt neben den wirtschaftlichen Gütern die Anbieter und die Nachfrager. Das wirtschaftliche Gut ist in unserem Fall ein Modellauto oder eine Sammlung, der Anbieter sind sie und der Nachfrager ist ihr Modellfreund.

Sie bieten ihr Modellauto zu einem Preis ihrer Vorstellung an, ihr Modellfreund akzeptiert und kauft. Fertig. So einfach scheint das zu sein.

Bei näherer Überlegung ist es so einfach nicht. Woher haben sie denn eigentlich ihre Preisvorstellung? Sie könnten z.B. den Preis nehmen, den das Modell im Laden gekostet hat. Das ist aus mehreren Gründen ziemlich unwahrscheinlich, denn vielleicht ist das Modell schon einige Jahre alt, weist Gebrauchsspuren auf, ist vielleicht im Lauf der Jahre selten geworden, ist vielleicht so häufig, dass man es an jeder Ecke bekommt, ist vielleicht ein typischer Ladenhüter usw.

Bei einem älteren und selteneren Modell schauen sie natürlich im Sammlerkatalog nach und setzen den Katalogpreis an. Sie gehen vielleicht davon aus, dass in diesem Fall die Verkaufschancen gering sind, denn zu Katalogpreisen kann man gängige Modelle sozusagen überall bekommen. Sie bieten also das Modell zu einem attraktiven Preisabschlag an, vielleicht 10%, vielleicht sogar 50%. Was ist richtig?

Sie werden es an der Reaktion der anderen Seite auf dem Markt merken. Wenn ihr Modellfreund kein ausgesprochener Idiot ist, wird er sich gut überlegen, was ihm das angebotene Modell wert ist. Für ihn spielt hier der ideelle Wert die Hauptrolle. Ist das Modell für sein Sammelgebiet interessant? Ist es selten oder sozusagen überall zu bekommen? Hat er das nötige Geld flüssig, um den geforderten Preis zu bezahlen? Fragen über Fragen, die meistens spontan beantwortet werden. 

Nehmen wir an, das Modell wird benötigt. Nein, das ist Unsinn. Ein Modellauto wird niemals benötigt, denn es ist ja nicht lebensnotwendig. Vielleicht sollte ich sagen, es wird begehrt. Geht auch nicht. Also, der Sammler will es im Prinzip haben, Punkt.

Das konkret angebotene Modell entspricht in der Qualität seinen Vorstellungen, weist z.B. geringfügige Gebrauchsspuren auf, ist aber noch originalverpackt, hat die richtige Farbe, alle Teile sind original.

Der potentielle Käufer ist auch in der richtigen Stimmung das Modell zu kaufen. Das wird sicher nicht kurz vor der Urlaubsreise der Fall sein, sondern eher kurz vor Weihnachten.

 

Preis

Nächster Punkt ist der Preis. Auch der Käufer kennt selbstverständlich den Sammlerkatalog. Aber den Katalogpreis will er ja nun auf keinen Fall bezahlen, er ist ja nicht blöd. Beim halben Katalogpreis wird er dagegen schon wieder misstrauisch. "Da stimmt doch etwas nicht!" denkt er sich, auch wenn er das nicht sagt. Vielleicht sind 30 % Nachlass gegenüber dem Katalogpreis richtig. Vielleicht. Kann sein, kann aber auch nicht. Bei 40% Rabatt ist das Modell vielleicht ratz-fatz weg, bei 10% warten wir vielleicht ein Jahr lang vergeblich auf einen Käufer. Bei 40% war der Verkäufer also der Dumme, der den Marktpreis nicht getroffen hat, bei 10% ebenfalls. Merken sie was? Der Verkäufer ist meistens der Dumme.

 

Käufer

Nachdem wir den Preis nun in etwa eingekreist haben, können wir uns wieder der Seite des Marktes zuwenden, die uns als Verkäufer besonders interessiert, dem Käufer. Wo finden wir ihn?

 

Verkauf an einen Modellfreund

Mag sein, dass wir im Bekanntenkreis jemanden ausfindig machen, der sich für unsere Modellautos interessiert und gerne zugreift, weil wir uns ja über den richtigen Preis schon Gedanken gemacht haben. Das ist aber so selten, dass ich hier nicht darauf eingehen muss. Halt, ein Gesichtspunkt spricht noch gegen eine solche Transaktion: Gerade unter Bekannten und Freunden kommt es leider häufig vor, dass sich jemand übervorteilt fühlt, nachdem der Kauf längst über die Bühne gegangen ist. So nach dem Motto: "Das hätte ich aber nicht von dir gedacht, dass du mir so viel Geld für das Modell abgenommen hast. Schließlich sind wir doch befreundet." Zugegeben, ich habe damit wenig Erfahrung, denn meine Freunde sind alle ziemlich normale Menschen und sammeln keine Modellautos.

 

Verkauf an Händler

Wir wollen unsere Freunde ja nicht vor den Kopf stoßen, also bieten wir ihnen unsere überzähligen Modelle gar nicht erst an. Stattdessen gehen wir lieber zu einem Profi. Der kennt sich schließlich aus und fühlt sich nach dem Kauf nicht über den Tisch gezogen. 

Beim Gang zum Händler kann man aber was erleben. Mein Händler hat etwa so reagiert, als hätte ich ihm einen unsittlichen Antrag gemacht, als ich ihm meine Modellautos anbot. Er verkauft mir gerne Modellautos, aber selbst kaufen? Nein danke. Niemals!!!

 

Na gut, dieser feine Pinkel beschäftigt sich also nicht mit "gebrauchten" Modellen. Aber in der kleinen Nachbarstadt X, da kenne ich doch einen Laden, der nicht so fein ist. Da sind die Regale doch auch mit Sammlermodellen gefüllt. Der müsste doch bereit sein....

Nach dreiviertelstündiger Autofahrt stehe ich also vor ihm und biete ihm meine tollen Duplikate an. Er ist nicht schroff ablehnend, aber er erzählt mir umständlich von der schwierigen Lage im allgemeinen, von den schlechten Zeiten, vom Überangebot auf dem Markt, von seinen ohnehin gefüllten Regalen und und und. Ich habe fast Mitleid mit ihm, er hat es wirklich nicht leicht. Als er mir dann nach langer Rede einen Preisvorschlag für die Modelle macht, habe ich die Nase voll. Verschenken möchte ich meine Modelle schließlich auch nicht.

Inserat (Kleinanzeige)

Nach dreiviertelstündiger Rückfahrt steht für mich fest, dass ich es so mache wie viele andere Modellfreunde auch, ich werde einfach eine Kleinanzeige in einer Modellautozeitschrift aufgeben. Vielleicht haben sie das auch schon mal versucht. Es gilt etwa das, was wir oben beim Thema "Kauf von Modellautos" bereits festgestellt hatten.

 

Verkauf auf einer Börse

Es hat jedenfalls mit der Kleinanzeige nicht geklappt. Ich sitze immer noch auf meinen überzähligen Modellen. Was bleibt übrig? Börse? Das hab´ ich doch noch nie probiert! Aber versuchen muss man es schließlich mal.

Abends rufe ich den Leiter meiner Lieblingsbörse an. Nach drei Tagen erwische ich ihn endlich doch mal telefonisch. "Tut mir leid, da kommen sie aber viel zu spät! Die Börse ist längst ausgebucht. Wie viel Meter brauchen sie denn?" Ich habe keine Ahnung. Was nimmt man denn so an Metern? Ein Meter würde mir ja reichen, aber sieht das nicht ein bisschen dürftig aus? Ich entschließe mich zu zwei Metern. "Zwei Meter???? Na gut, ich will versuchen, für sie zwei Meter zu erübrigen. Ich melde mich, wenn es klappt."

Börsenleiter sind im allgemeinen zuverlässig. Er ruft jedenfalls einen Tag vor der Börse tatsächlich an. Ich bekomme zwei Meter.

Da am Börsentag Glatteis erwartet wird, mache ich mich eine Stunde früher auf die Socken. Ich stehe am Sonntagmorgen um fünf Uhr auf. Es ist wirklich sehr glatt auf den Straßen und ich komme nach vier Stunden Fahrt eine knappe halbe Stunde vor Börsenbeginn an. Der Börsenleiter ist nicht sehr erfreut. "Beinahe hätte ich ihren Platz anderweitig vergeben!" Ich bin tatsächlich der letzte im Saal. Alle anderen huschen geschäftig durch die Gänge. Ihre Tapeziertische sind längst aufgebaut. Nun kommt es darauf an, noch bevor die Besucher strömen, die wichtigsten Geschäfte zu tätigen. Das scheint der Sinn der Sache zu sein. Die besten Schnäppchen macht man vor der Börse. Aha.

Mit hechelnder Zunge schleppe ich meine Kartons mit Modellautos vom weit entfernten Parkplatz in den Saal. In einer abgelegenen dunklen Ecke bekomme ich meine zwei Meterchen, so viel wie nichts verglichen mit den Kollegen. Die fangen bei vier Metern erst richtig an. 

Als ich gespannt die vielen Besucher erwarte, kommt erst mal der Börsenleiter und kassiert die Standgebühr. Mein Wechselgeld geht dabei drauf. 25 Euro für den ersten, 15 Euro für jeden weiteren Meter, macht 40 Euro. Auf meinen Einwand, dass mein Nachbar für seine vier Meter nur 30 Euro bezahlt hat, werde ich aufgeklärt, dass der ja schließlich Clubmitglied ist. "Da gelten andere Konditionen!"

Nun strömen die ersten Besucher, deshalb kann ich mir zunächst keine weiteren Gedanken machen. Das heißt, die Besucher strömen nicht, sie hetzen. In ziemlicher Eile, die Blicke wie Wiesel hin und her schießend, flitzen sie durch die Halle. Bei meinem Stand genügt ein flüchtiger Blick und sie sind weg. Ja, stinken meine Modelle denn?

Nach dem ersten Andrang der Modellautosprinter folgt eine Zahl von Leuten, die es weniger eilig hat. Es dauert aber eine bange halbe Stunde, bis ich den ersten Verkauf tätige. Nun fehlt mir das Wechselgeld, denn hier scheint jeder mit 50-Euro-Scheinen zu bezahlen.

Nach einer Stunde habe ich trotzdem erst 60 Euro in der Kasse. Umsatz, versteht sich.

Gegen Mittag wird der Besucherstrom, eigentlich war es mehr ein Besucherbächlein, zum Rinnsal. Immerhin hatte ich jetzt 75 Euro Umsatz und die Börse dauert ja noch bis 17 Uhr. Ich ertappe mich dabei, dass ich häufig auf die Uhr sehe. Geht diese Börse denn eigentlich nie zu Ende? Der Kaffee aus der Thermoskanne schmeckt nicht besonders. Zu Hause wird er jetzt frisch aufgebrüht. Meine Augen sind vom frühen Aufstehen gerötet, meine Stimmung ist gereizt. Hier trifft man Leute! Da labert mich einer stundenlang voll und kauft dann ein Modell zu gerade mal 3 Euro. Obendrein will er es auch noch auf 2 Euro runterhandeln. Unverschämtheit.

Einer nimmt ein Modell in die Hand und spaziert ganz unauffällig immer weiter. Ich kann noch froh sein, dass er es nicht in die Manteltasche gleiten lässt, ehe ich es ihm abnehmen kann..

Einer will mit einem auffallend gefälscht aussehenden 100-Euro-Schein bezahlen. Man kann es ja mal versuchen.

Ein kleiner Junge fasst erst mal alle grazilen Modelle mit seinen Patschhänden an. Der Vater ist beleidigt, als ich mir das verbitte. 

Diese Originale sind mir aber immer noch lieber als gar kein Publikum. Am Nachmittag wird es echt langweilig. Eine Stunde vor Börsenschluss packen die ersten Aussteller ein. Ich harre eisern aus, aber ich verkaufe in der letzten Stunde kein einziges Modell mehr. Mit hundert Euro Umsatz trete ich die lange Heimfahrt an. Was habe ich falsch gemacht?

 

Falsch war so ziemlich alles. Das fängt schon mit der Erwartung an, man stellt sich auf der Börse nur hinter seinen Tapeziertisch und die Leute kaufen wie wild. Es gibt zwar ein paar Oldies unter den Börsianern, die begeistert von den alten Zeiten erzählen, als einem die Modellautos sozusagen aus den Händen gerissen wurden, aber gab es diese Zeiten wirklich jemals? Als Anfang der 1970er Jahre die ersten Modellautobörsen eingerichtet wurden, traf das wirklich den Nerv der Sammler. Heute, gerade weil die Börsen so gut ankamen, gibt es nahezu jedes Wochenende im Umkreis von 100 Kilometern eine Börse. Und das ist zu viel!

 

Den Modellautoclubs kann man das nicht vorwerfen, denn sie wissen selbst am besten, welche Folgen diese Börseninflation hat. Seit jedoch in den letzten Jahren mehr und mehr kommerzielle Börsen eingerichtet wurden, führt das Überangebot dazu, dass die einzelnen Börsen uninteressanter für Besucher und Aussteller werden. Der Besucher möchte interessante Angebote möglichst vieler Aussteller vorfinden. Natürlich ist es nicht möglich, als Aussteller so viele Termine im Jahr wahrzunehmen, also konzentriert man sich auf einige wenige. So kommt es, dass man auf einigen Börsen nur wenige Aussteller antrifft, die dann zehn Meter oder mehr mit ihren Angeboten belegen. Mancher ahnungslose Sammler merkt das nicht einmal, weil der Saal voll zu sein scheint.

 

Mittlerweile hat es sich bei mir so ergeben, dass ich einige wenige Börsen im Jahr "beschicke", und zwar solche, zu denen mein Angebot passt. Von großer Bedeutung ist die Börsenleitung. Wenn die Vorbereitung stimmt, kommen auch die Leute. Werbung macht Arbeit, aber sie ist extrem wichtig. Der Börsenleiter muss auch das Geschick dafür haben, möglichst günstige Termine zu wählen. Er sollte so zuverlässig sein, dass der organisatorische Ablauf reibungslos klappt. Als Aussteller können sie es sonst erleben, dass sie keinen Platz bekommen, obwohl sie sich angemeldet haben. Übrigens ist die schriftliche Anmeldung unbedingt einer lockeren mündlichen oder telefonischen vorzuziehen! Zum Börsenleiter sollten sie im Laufe der Zeit ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Enttäuschen sie ihn nicht, indem sie, obwohl angemeldet, zu einer Börse einfach nicht erscheinen. Melden sie sich unbedingt vorher ab!

 

Heute plane ich am Ende eines Jahres schon die nächste Saison und lasse die Erfahrungen der Vorjahre dabei einwirken. Da es sich bei mir um ein Hobby handelt, bin ich lediglich auf 6 bis 8 Börsen im Jahr vertreten. Eine davon ist immer, das habe ich mir inzwischen zur Gewohnheit gemacht, eine "Versuchsbörse". Ich probiere also mal einen neuen Börsenort (und einen neuen Börsenleiter) aus. Klappt es dort nicht, komme ich nicht wieder, klappt es dort, wird die Börse auch im nächsten Jahr berücksichtigt. Bei der Entscheidung ist nicht unbedingt der Umsatz ausschlaggebend, sondern sozusagen das Gesamtklima. In J. habe ich zum Beispiel so viele wichtige Leute getroffen, dass ich unbedingt wieder dort hinfahren werde. Der Umsatz hielt sich zwar sehr in Grenzen und die Fahrt war auch ziemlich anstrengend, aber dennoch war ich zufrieden.

 

Der Börsenterminkalender entsteht in der Rohfassung also in den letzten Tagen des Jahres, weil ich dann die nötige Ruhe habe. Natürlich sind die Januartermine dann schon unter Dach und Fach.

 

 Auktion

 Wer sehr seltene Modellautos sucht, wird vielleicht am ehesten bei einem Auktionator fündig. Es gibt in Deutschland mehrere Spezialisten für Spielzeug darunter, ja, es gibt sogar Spezialisten für Modellbahnen oder Modellautos. Warum sollte man also nicht seine eigenen Modelle einem Auktionshaus anvertrauen? 

Leider muss ich gestehen, dass ich bisher kaum Erfahrung mit Auktionen habe, ich habe lediglich per Internet gelegentlich Gebote abgegeben. Für den Käufer ist das nicht gerade die billigste Methode, um an ein Modell zu kommen, aber es gibt bei Auktionen oft sehr seltene Stücke. 

Für den Verkäufer bedeutet das, dass man mit "normaler" Ware bei einer Auktion keinen Erfolg haben wird. Komplette Sammlungen mit wertvollem Kern sind hier jedoch vollkommen richtig angesiedelt. 

 

Auftritt im Internet

Als moderner Mensch hat man natürlich einen Internet-Anschluss. Alle Medien berichten darüber, dass das Internet die Chance der Zukunft ist. Und wer verpasst schon gern eine solche Chance?

Mitte der 1990er Jahre kam eine Euphorie im Zusammenhang mit dem Internet auf, dass bei manchen Politikern und Wirtschaftsleuten der Verstand auszusetzen schien. Tatsache ist, dass das Internet für eine spezielle Gruppe von Menschen eine Bereicherung darstellt, aber von einem flächendeckenden Gebrauch dieses Mediums kann überhaupt keine Rede sein.

Da ich schon seit Mitte der 1980er Jahre am PC arbeite, lag es nahe, auch im Internet zu stöbern. Das erwies sich als interessant, aber auch als unglaublich mühsam. Technisch gesehen scheint sich die Datenübertragung noch in der Steinzeit zu befinden, mir ist jedenfalls die Geschwindigkeit der Übertragung viel zu langsam. Erst A-DSL (bei der Telekom heißt es T-DSL) war ausreichend schnell, aber anfangs unverschämt teuer. Mittlerweile ist schnelles Internet nicht mehr nur in städtischen Ballungsräumen verfügbar, sondern auch auf dem Lande, und preiswerte Komplettangebote gibt es auch. Ab 6000 kBit/sec kommt dann endlich Freude auf.

Erst seit Anfang 2001 habe ich eine eigene Internet „Homepage“, bin also mit einigen Seiten in deutscher Sprache im Internet vertreten. Die Pflege der Seiten, wenn sie aktuell sein sollen, kostet Zeit. Das notwendige Wissen, wie man Internetseiten bastelt und ins Netz bringt, musste ich erst erlernen. Zunächst habe ich wie jeder Anfänger eine Menge Fehler gemacht.

Meine Absicht, per Internet mit vielen gleichgesinnten Sammlern in Kontakt zu kommen, hat sich in keiner Weise erfüllt. Das ist angesichts des betriebenen Aufwandes enttäuschend.

Hätte ich mir vorher aufmerksamer die Zahl der Internet-Nutzer angesehen, hätte man sich diese Enttäuschung ersparen können. Modellauto-Sammler sind offenbar besondere Internet-Muffel. 

Das größte Problem stellt jedoch die Sprachbarriere dar. Deutsch und Englisch, na gut, aber welcher Franzose, Italiener, Spanier, Japaner usw. verirrt sich auf diese fremdsprachigen Seiten?

Bisher sind lediglich Kontakte im deutsch- bzw. englischsprachigen Raum entstanden, das deutet darauf hin, dass meine Vermutung richtig ist und trotz Internet die Sprachprobleme einen Erfahrungsaustausch in größerem Umfang verhindern. 

Es gibt aber noch einen anderen Aspekt. Die nützlichen Suchmaschinen erleichtern die Internet-Recherche ganz erheblich, aber die trickreichen großen Firmen drängeln sich natürlich in den Vordergrund. Wenn meine Homepage erst auf Seite 37 auftaucht (wenn überhaupt), wird mein Internet-Auftritt vollkommen übersehen.

 

Trotzdem bin ich weit davon entfernt, meinen Internet-Auftritt rückgängig zu machen. Das Ganze ist für mich ein Lernprozess. So oft Zeit dafür ist, arbeite ich an der Verbesserung der Homepage. Es besteht guter Grund zu der Annahme, dass ganz allmählich auch andere Sammler den Internet-Weg beschreiten werden.

 

Internet-Auktionen

Ende 2001 fing ich an, Modellautos bei Internet-Auktionen zu suchen. Vom Ergebnis war ich vollkommen verblüfft. Ich fand Modelle, die ich auf Sammlerbörsen seit Jahren vergeblich gesucht hatte. Meine Unerfahrenheit führte dazu, dass ich auch hier wieder strategische Fehler machte. Viele absolut sammelwürdige seltene Modelle sind mir deshalb "durch die Lappen" gegangen.

Die Modelle, die ich ersteigern konnte, bereicherten meinen Erfahrungshorizont ebenfalls. Auf einige musste ich lange warten, obwohl ich ultraschnell (nämlich per online-banking) an den Verkäufer den verlangten Preis überwiesen hatte. Einige Päckchen waren von der Post oder anderen Versendern so übel zugerichtet worden, dass sich nur noch Einzelteile vorfanden. Einige Modelle waren in einem Zustand, der nicht der Beschreibung des Verkäufers entsprach. Daher biete ich nur noch für Modelle, von denen gute Fotos in der Auktion zu finden sind. Zu dunkle oder unscharfe Fotos bringen überhaupt nichts. Im Zweifelsfall frage ich auf jeden Fall beim Verkäufer per E-Mail nach, das ist billig, schnell und ein Beweismittel im Streitfall!

ACHTUNG: Sicherheitsfanatiker sollten sich die ersteigerten Artikel nur als Paket zuschicken lassen. Das ist ziemlich teuer und lohnt nur bei hochwertigen Modellen. Der Käufer zahlt ja in aller Regel die Versandkosten.

Aber: Lassen sie sich die ersteigerten Artikel nur als Päckchen zuschicken, kann es passieren, dass sie am Ende gar nichts in den Händen halten. Wenn das Päckchen spurlos verschwindet, ist der Käufer in der Regel der Dumme. Der Verkäufer aber auch, denn so etwas ist ein Vertrauensverlust, den man sich als Verkäufer bei einer Internet-Auktion nicht leisten kann.

Daher bauen die Internet-Auktionshäuser als Regulativ die gegenseitige Bewertung ein. Man kann sich vorher die Bewertungen seines Verkäufers ansehen. Ist dort ein schwarzer Fleck bei 100 positiven Bewertungen, macht das gar nichts, denn dieser Ausreißer stammt vielleicht von einem notorischen Nörgler. Sind aber meinetwegen 20 von 100 Bewertungen des Verkäufers negativ, ist das ein Alarmzeichen!

All diese Usancen werden vom Internet-Auktionshaus eingehend erklärt. Es gibt auch jede Menge hilfreiche Tipps für Käufer oder Verkäufer, denn gar so einfach, wie sie sein sollte, ist die Internet-Auktion nicht.

Natürlich bin ich auch auf den Gedanken gekommen, mal selbst Modellautos auf diese Weise anzubieten. Mittlerweile klappt das ganz gut, wenn man auch kritisch anmerken muss, dass der Aufwand an Material, Zeit und Geld hoch ist. Reich kann man dabei nicht werden. Ich will so knapp wie möglich erklären warum.

Meine Erfahrungen als Verkäufer habe ich überwiegend mit "ebay" gemacht, dem wohl bekanntesten und größten Internet-Auktionshaus der Welt. Nachdem die Stiftung Warentest die wichtigsten Internet-Auktionshäuser getestet hatte, bin ich zu "Hood" gewechselt. Hier sind die Kosten für den Anbieter, die "Hood" kassiert, extrem niedrig. Leider muss man damit leben, dass "Hood" nicht annähernd so bekannt ist wie "ebay", es verirren sich also nur relativ wenige Käufer auf diese Internet-Seiten. Ansonsten läuft alles ziemlich ähnlich wie bei "ebay", man muss sich nicht sehr umstellen. Inzwischen habe ich mich von "Hood" schon wieder verabschiedet, weil die Trefferquote einfach nicht besser wurde. 

Es gibt inzwischen eine weitere Möglichkeit. Bei "Ebay-Kleinanzeigen" kann man kostenlos Inserate ins Internet stellen. Hier gibt es keine Auktionen, sondern es läuft so, wie bei Kleinanzeigen in der Zeitung. Man nimmt mit dem Verkäufer Kontakt auf und holt das angebotene Objekt persönlich ab. Dabei kann man es überprüfen und gegebenenfalls tritt man von der Sache zurück. Falls das Stück gefällt, wird bar bezahlt. Das erspart so manchen Ärger.

Nachteil der Internet-Kleinanzeigen ist jedoch die begrenzte Reichweite. In erster Linie sind die Inserate für einen Umkreis bis zu 200 Kilometern gedacht, und das ist schon ziemlich viel, wenn man ein Modellauto persönlich abholen möchte. Versand ist aber auch möglich. 

 

Material:

1. Fast jeder hat heute einen internetfähigen PC oder kennt jemanden, der einen hat. Die Pauschalgebühren (flatrate) der konkurrierenden Anbieter von Internetzugängen machen die Sache heutzutage nicht besonders teuer. So kann man seine Auktionen usw. in aller Ruhe vorbereiten.

2. Mit einer Digitalkamera kann man natürlich viel schneller arbeiten als mit einer Kamera, deren Bilder noch auf Film aufgenommen werden. Die Entwicklung des Filmes und die Anfertigung von Abzügen dauert einige Tage, erst dann kann man feststellen, ob die Fotos etwas taugen. Mache ich mit der Digitalkamera ein Foto, kann ich das Ergebnis auf dem Monitor sofort beurteilen. Die Speicherung erfolgt bei meiner Kamera auf einer SD-Karte, die nur 32x24 mm misst. Meine SD-Karte hat eine Speicherkapazität von 16 GB, das reicht vollkommen aus. Ach ja, es sollte sich um eine Karte der class 10 (C10) handeln, die ist bei der Übertragung sehr schnell. Andere Karten, meinetwegen C6, sind billiger, aber langsamer.

3. Die Fotos gelingen nur bei viel Licht. Im Sommer kann man draußen fotografieren, aber Vorsicht, denn wo viel Sonne ist, ist auch enorm dunkler Schatten! Ich habe mich vom Wetter und der Jahreszeit unabhängig gemacht und mit einfachen Mitteln ein Fotostudio auf einem Tisch im Keller aufgebaut. Etwas weißer Stoff war nötig, den habe ich mit Hilfe von Schweißdraht wie ein Zelt aufgespannt. Mehrere Bauscheinwerfer (4x500 Watt sowie ein 1000 Watt Handscheinwerfer) leuchten meine Modelle nun endlich gut und schattenlos aus. Problem: Die Farben wurden zu "warm", Gelb und Rot überwogen, die so wichtigen Farben der Modelle wurden verfälscht. 

4. Oft ist das Foto, nicht so gelungen, wie man das erwartet hat. Hier hilft ein Foto-Bearbeitungsprogramm weiter. Farbverfälschungen lassen sich damit spielend einfach korrigieren, misslungene Hintergründe und andere Bildteile kann man retuschieren. Sehr hilfreich ist die Funktion, dunkle Bildpartien aufhellen zu können, aber Vorsicht, denn zu viel ist schädlich. Sehr oft arbeite ich auch mit dem Freistellungswerkzeug, damit der wichtigste Teil des Fotos, das Modell, in den Mittelpunkt gerückt wird, während unwichtige Bildteile dann einfach wegfallen. Mit ein wenig Erfahrung klappt das alles prima, nur von der Schärfekorrektur darf man keine Wunder erwarten.

5. Der PC sollte über Schlitze für die Aufnahme von Speicherkarten verfügen, sonst müssen sie die Kamera ständig mit sich rumschleppen und an eine veraltete Schnittstelle anschließen, was zur Folge hat, dass die Übertragung der Fotos ziemlich lange dauert. Die Speicherkarte stecke ich einfach in den Schlitz des PC und habe ziemlich schwupp die Fotos im Rechner. Als Programm kann ich ACDSee empfehlen, damit lassen sich die Aufnahmen gut speichern, mit Dateinamen versehen und verwalten. Inzwischen bin ich aber zu Photoshop Elements gewechselt, damit komme ich persönlich bestens klar. Es gibt auf dem Markt noch viele weitere gute Software, auch viele kostenlos angebotene sind durchaus brauchbar.

5. Nahaufnahmelinsen sind nur erforderlich, wenn das Objektiv der Digitalkamera nicht in der Lage ist, nah genug an unsere kleinen Modelle heranzukommen. Meine Digitalkamera verfügt über ein spezielles Programm für Nahaufnahmen, man darf nur nicht vergessen, es auszuwählen. Mit der normalen Programmautomatik gelingen die Aufnahmen nicht!

Zeit:

Allein die Anfertigung guter Fotos erfordert schon etwas Zeit. Ich mache das daher am Wochenende in einem Rutsch, auch die Übertragung in den PC. Nun muss man aber auch noch Texte anfertigen, die das angebotene Modell beschreiben. Die Beschreibung ist enorm wichtig, denn wenn man hier eine bedeutende Tatsache verschweigt, verdirbt man sich rasch seinen hoffentlich guten Ruf. Beispielsweise sollte man trotz eines gut gemachten Fotos auf Fehler, Gebrauchsspuren oder Besonderheiten des Modellautos hinweisen. Mancher Anbieter tut völlig ahnungslos, und das kann schon verdächtig sein.

Das ist aber an zeitlichem Aufwand leider noch nicht alles. Nach Ende der Auktion bekommt man ein E-Mail vom Auktionshaus, ob die Auktion erfolgreich war. Wenn ja, kommt noch einmal Arbeit auf den Anbieter zu. Nun muss man den Käufer per E-Mail benachrichtigen, wie man sich die Abwicklung vorstellt. Ich bevorzuge Vorkasse durch Überweisung, übernehme die ebay Kosten selbst, überlasse dem Kunden die Wahl der Zustellungsart (Päckchen, Paket usw.), die Versandkosten muss daher der Käufer tragen.

Noch mehr Zeit verbringt man dann mit der Verpackung der Modellautos, der Adressierung und der Fahrt zur nächsten Postagentur.

Immer wieder kosten Reklamationen Zeit. Ist die Reklamation berechtigt? Was tun? Hier wartet viel Ärger auf den Verkäufer.

 

Geld:

Einer ist immer zufrieden, weil die Kasse stimmt, und das ist der Internet-Auktionator. Aber drei weitere Unternehmen freuen sich mit: die Telefongesellschaft, der Internet Provider und die Post (bzw. andere Paketdienste). Internet Auktionshaus, Telefongesellschaft und Provider verdienen immer, egal ob die Auktion erfolgreich war oder nicht. ebay kassiert bei Auktionen eine Angebotsgebühr, die sich nach der Höhe des Mindestgebotes richtet. Viele Anbieter beginnen daher mit 1 Euro! Bei erfolgreicher Auktion ist ebay wieder mit dabei, mit gestaffelten Prozentanteilen.

Ist eine Auktion erfolgreich, freut sich auch der Paketdienst. Für die Post ist ebay eine erfreulich sprudelnde Geldquelle in Höhe vieler Millionen, wie ich höre. Sie schnitt in Vergleichstests bisher am besten ab, ist aber auch ein wenig teurer als die Konkurrenz. Bei Hermes klappt die Abwicklung gut wie ich finde und der Preis stimmt, denn auch Päckchen sind versichert. Es ändert sich bei den Paketdiensten aber immer sehr viel, man muss sich deshalb ständig informieren.

Irgendwann ist auch der Verkäufer dran und bekommt (hoffentlich) sein Geld vom Käufer. Hat sich der Aufwand dann gelohnt? Das muss jeder selbst entscheiden, aber schon eine flüchtige Überschlagsrechnung lässt mich da wenig optimistisch sein.

Das angebotene Modell habe ich ja selbst einmal gekauft. Hoffentlich nicht zu teuer. Nun, nach vielleicht zehn oder zwanzig Jahren ist es entweder begehrt und zu einem guten Preis weg, oder ich bin meine Angebotsgebühr los.

Vom guten Preis muss ich meine Unkosten abziehen, und die summieren sich. Meine Arbeitszeit darf ich auf keinen Fall rechnen, dann lohnt sich das Ganze sowieso nicht.

Rechne ich die Materialkosten für PC und Digitalkamera sowie den Kleinkram? Lieber nicht.

Stromkosten und Telefongebühren lasse ich lieber auch außen vor.

Um die ebay Gebühren komme ich aber nicht herum, die sind zu offensichtlich.

Ach ja, die Verpackung muss ich ja auch noch rechnen!

Und eventuell die Fahrt zur Post. Machen sie es wie ich und fahren sie mit dem Fahrrad.

Oder noch besser: Verzichten sie auf den Verkauf von Modellautos im Internet. Kaufen sie lieber, das macht auf jeden Fall mehr Spaß.