5 Farben

Das menschliche Auge kann etwa 7 Millionen Farben unterscheiden. Die chemische Industrie ist wahrscheinlich in der Lage, alle diese Farbnuancen zu produzieren, aber wir Sammler sind nicht in der Lage, sie exakt zu differenzieren. Wie wir wissen, sind aber gerade die Farbvarianten bei manchen Modellen hochinteressant. Sammlerkataloge führen daher auch akribisch die vorkommenden Varianten auf. Für die Autoren dieser Kataloge taucht da allerdings die Schwierigkeit auf, wie man dem Leser diese Farbvarianten vermitteln soll. Farbige Abbildungen sind aus zwei Gründen nicht praktikabel:

Erstens würden die Druckkosten in solche Höhen getrieben, dass der Katalog nicht mehr zu bezahlen wäre.

Zweitens sind selbst hochwertige Farbdrucke nicht zuverlässig genug, Farbverfälschungen machen die Abbildungen nahezu wertlos für den ernsthaften Sammler.

Farbpalette des EMW 340/2 von HERR

Die Autoren geben daher meistens Farbbezeichnungen an, z.B. hellgrau. Natürlich ist eine solche Farbangabe sehr vage (siehe oben) und schon eine oberflächliche Betrachtung verschiedener hellgrauer Modelle brachte mich zu der Erkenntnis, dass es verdammt viele hellgraue Farbtöne gibt. 

Andere Autoren kamen auf den richtigen Gedanken, dass in Deutschland ja nahezu alles genormt ist, auch Farben. Sie werden üblicherweise als RAL-Farben bezeichnet. RAL bedeutet Reichsausschuß für Lieferbedingungen, der schon auf das Jahr 1927 zurückgeht als es noch ein Deutsches Reich gab. Die genormten Farben führen vierstellige Nummern, aber auch griffige, manchmal etwas phantasievolle Bezeichnungen. Beispiele: RAL 1001 Grünbeige,  RAL 6007 Flaschengrün, RAL 9018 Papyrusweiß. In manchen Katalogen sind nun die numerischen Bezeichnungen, in manchen die "Phantasienamen" angegeben. So gesehen ist "lichtgrau" nun exakt definiert: RAL 7035. 

Was haben wir Sammler davon? Nun, ganz einfach, wir bestellen bei RAL in St. Augustin bei Bonn eine RAL-K 7 Farbkarte. Ich bevorzuge diese in schmale Streifen eingeteilte Ausführung mit einem kleinen Druckknopfgelenk oben links, das dafür sorgt, dass man jeweils 5 Farbbeispiele ausfächern kann. Das Ding ist sehr handlich und erlaubt auch einen schnellen Überblick, da die Farben gruppenweise geordnet sind. Wer es ganz besonders gut machen will, stanzt sich eigenhändig Löcher in die Mitte der Farbflächen und hält diese auf das Modellauto. Nun kann man, gute Beleuchtung vorausgesetzt, die Farbe des Modells bestimmen. Am liebsten prüfe ich bei hellem Tageslicht, wenn das nicht möglich ist, tut es auch meine helle Schreibtischleuchte mit Halogenstrahler.
Modellautos in exakter RAL Farbgebung sind selten. Meistens weicht der Farbton deutlich in der Helligkeit ab. Leider kommt es auch vor, dass sich in der umfangreichen RAL Farbkarte kein passender Farbton finden lässt. Damit muss man leben. Wer die Farben von Modellen vergleicht, findet auch schnell heraus, dass es einige Hersteller nicht besonders genau nehmen. Man verwendet für eine Serie einen, sagen wir hellorangenen Farbton (RAL 2008), der bei der nächsten Serie schon mehr zu RAL 2009 Verkehrsorange neigt. Die Espewe Kleinlöschfahrzeuge Barkas B 1000 aus den 1960er Jahren sind ein gutes Beispiel dafür, wie viele verschiedene Farbtöne so ein Feuerwehrmodell haben kann. Ein anderes Beispiel sind die THW Modelle, deren Originalfarbton nicht von allen Herstellern getroffen wird.

B 1000 Kleinlöschfahrzeug in verschiedenen Rottönen

Bei einigen Farben, z.B. bei Gelb, wird es sehr schwierig zu verhindern, dass die Modelle durchscheinen. Damit meine ich, dass die dünnen Wandungen zu wenig Farbpigmente enthalten und bei normaler Beleuchtung schon die Innereien des Modells durch die Wandungen hindurchschimmern. Gutes Kunststoffmaterial zeichnet sich dadurch aus, dass es auch bei dünnsten Wandstärken nicht zur (ungewollten) Transparenz kommt.

Ein weiteres Problem, das fast alle Kunststoffe haben, ist die Lichtempfindlichkeit. Setzen Sie Ihre wertvollen Modelle niemals intensiver Sonnenstrahlung aus! Ein Fachhändler stellte seine Neuheiten in einer Vitrine vor dem Gebäude aus. Nach nur zwei Wochen waren die ausgestellten Modelle nahezu unverkäuflich. Das sonnige Wetter hatte sie ausgebleicht. Manche Kunststoffe sind sogar so lichtempfindlich, dass sich die Farben verändern. Bei einem Espewe Bagger UB 80, ursprünglich war er blau, changiert die Farbe zu einem eindeutig grünen Ton. Beim Doppelstockbus Büssing Präfekt 25 des gleichen Herstellers wurde aus einem cremeweißen Bus ein schmutziggelber . Auf Börsen treffe ich immer zahlreiche schöne alte Modelle mit solchen deutlichen Ausbleichungen und Verfärbungen, von nahezu allen namhaften Herstellern.

 

UB 80 Bagger, völlig farbverändert