4 Verpackungen - sammelt man die auch?

Ganz davon abgesehen, dass es sozusagen als Statussymbol des elitären Sammlers gilt, wenn er ein altes oder seltenes Modell in Originalverpackung gefunden hat, gibt es auch noch andere Gründe dafür, dass Sammlungen auch Verpackungen enthalten sollten.

Verpackungen können verschiedene wertvolle Informationen enthalten, wie zum Beispiel:
- Maßstab
- Name und Anschrift des Herstellers
- Art des verwendeten Materials
- Typ des Modellvorbildes
- technische Daten des Modellvorbildes
- Fotos oder Grafiken des Modellvorbildes
- Herkunftsland des Modells
- Artikelnummer
- Logo des Herstellers oder des Modellvorbildes

 

Foto: Einige Verpackungsbeispiele

 

Zweck der Verpackung

Der vorrangige Zweck der Verpackung ist es, die Modelle vor Transportschäden zu schützen. Früher wurden Modellautos fast immer in Großgebinden verpackt. Verpackungseinheiten von z.B. 5, 10, oder mehr Stück waren die Regel, anders konnte der Fachhändler die Modelle nicht bestellen. Damals diente noch häufig zerknülltes Zeitungspapier als Transportschutz. Der Händler entnahm die Modelle dann den Sammelverpackungen und stellte sie in die Verkaufsvitrine. Dieses Verfahren ist manchmal heute noch üblich.

 

Sammler älterer Modelle, z.B. Wiking, werden daher vergebens nach Verpackungen fahnden. Die Sammelverpackungen haben die Händler damals meistens weggeworfen.

 

Später wurde es dann allgemein üblich, Modelle einzeln zu verpacken. Man verwendete dazu häufig preisgünstige Faltschachteln aus leichter Vollpappe. Das Verpackungsmaterial kam in flacher Form, also ausgestanzt und vorgeritzt, aus der Kartonagenfabrik, was die Lagerhaltung erleichterte. Die Kartons wurden erst während des Verpackungsvorgangs gefaltet und das Modell hinein geschoben.

Die meisten der frühen Faltschachteln waren nur spärlich bedruckt, manchmal nur gestempelt, weil jeder Druckvorgang zusätzliche Kosten verursacht. Erst allmählich erkannte man die verkaufsfördernde Wirkung einer gut bedruckten Verpackung und begann damit, die Packungen als Blickfang zu gestalten. Farbige Faltschachteln wurden nun die Regel. Schon durch die einheitliche Farbgebung machten die Erzeugnisse einer Marke in den Händlerregalen auf sich aufmerksam. Mehrfarbige Abbildungen des in den Faltschachteln enthaltenen Modells erleichterten die Sortierung und steigerten den Reiz, die Schachtel zu öffnen und den Inhalt zu betrachten. 

Besonders schöne Beispiele für gelungene Verpackungen boten die Firmen Anguplas und Norev:

Die Anguplas Modelle der Serie "MINI CARS" erhielten aufwendig bedruckte Faltschachteln. Das Modellvorbild war auf der größten Seite der quaderförmigen Schachtel abgebildet, dazu Marke und Typ, das Anguplas Logo sowie die Artikelnummer. Die Gegenseite enthielt die technischen Daten des Modellvorbildes. Die beiden anderen großen Flächen waren rot/weiß oder blau/weiß gestreift bedruckt und in der Mitte prangte das Anguplas Logo. Eine der beiden kleinen Flächen enthielt lediglich Marke und Typ des Modellvorbildes, diese Fläche sollte wohl die Sortierung im Regal des Händlers erleichtern. 

Verpackung aus den 1960er Jahren

 

Die Norev Faltschachteln waren sehr ähnlich, vermutlich deshalb, weil die Firmen Anguplas und Norev in gewissem Umfang zusammenarbeiteten. Sehr hübsch war die Idee, die Schachteln wie Holzkisten zu gestalten, so dass man sich vorstellen konnte, das Modellvorbild stecke in einer Exportverpackung für den Schiffstransport. Genau wie bei Anguplas zeigte die Schauseite das Modellvorbild, die Gegenfläche war mit technischen Daten bedruckt. Die Farbe des Modells wurde auf eine weiße Fläche gestempelt. 

Originelle Schachtel von Norev

 

Die Ware verkauft sich selbst

In der Folgezeit entwickelte sich die Verpackungstechnik in der gesamten Konsumgüterindustrie stürmisch weiter fort, das betraf auch die Modellautohersteller. Die Waren lagerten nun nicht mehr in Schränken und Schubladen, um vom Verkäufer auf Verlangen des Kunden präsentiert zu werden, sondern der Verkäufer trat in manchen Bereichen völlig in den Hintergrund. Aus Gründen der Rationalität sollten die Waren dem Kunden nun sozusagen direkt gegenüberstehen. Selbstbedienung wurde in vielen Konsumgüterbereichen zur Regel. Die Waren wurden nun in offenen Regalen gelagert, dem direkten Zugriff des Kunden ausgesetzt. Das Konsumgut, sprich Modellauto, musste nun die Aufmerksamkeit des Kunden auf sich zu ziehen versuchen, um sich selbst (ohne Hilfe des Verkäufers) zu verkaufen. Die Verpackungsexperten mussten infolgedessen attraktivere Möglichkeiten ersinnen, Konsumgüter zu präsentieren. Die Forderung, dass das Modellauto selbst der Blickfang sein soll, führte zum Vordringen der Sichtverpackungen in vielen Variationen. 

 

(Früher war das ja schon auf andere Weise erreicht worden: die Modelle wurden einzeln in Glasvitrinen zur Schau gestellt. Diesen Aufwand treibt jedoch nur noch der nostalgisch angehauchte Einzelhändler.)

 

Die Firma Wiking verpackte ihre Modelle in Vollsichtschachteln aus Cellon, Informationen wurden auf einen Pappstreifen gedruckt, der mit in die Schachtel geschoben wurde. Die großen Geschenkpackungen bestanden dagegen weiterhin aus Faltkarton, in den Deckel wurde jedoch eine große Klarsichtscheibe eingeklebt. 

Die gesuchte Feuerwehr-Geschenkpackung von Espewe

 

Was soll eine Verpackung leisten?

Für die Art der Verpackung sind mehrere Faktoren maßgebend, die der Hersteller abwägen muss. Folgende Gesichtspunkte spielen dabei eine Rolle:
- Rationeller Verpackungsvorgang
- Schutz des Modells vor Transportschäden 

- Attraktivität für den Käufer
- Möglichkeit, Informationen auf der Verpackung aufzubringen
- Erleichterung der Sortimentierung beim Händler
- Kosten der Verpackung

 

Viel Aufmerksamkeit muss darauf verwendet werden, die Modellautos im letzten Stadium der Produktion schnell und schonend zu verpacken. Dieser Vorgang soll nicht zu stark auf die Gesamtkosten durchschlagen, andererseits muss das Modell vor Beschädigungen beim Verpackungsvorgang gesichert werden. 

Vitrinenverpackungen sind ein alter Hut, hier ein Espewe-Modell von 1970

 

Transportschäden können ärgerliche und hohe Kosten zur Folge haben, daher muss nach wie vor die Verpackung guten Schutz bieten. Die heute sehr grazilen Modelle sind anfälliger als die robusten Spielzeugmodelle der 1950er Jahre. Zur Lösung des Problems wurden viele verschiedene Möglichkeiten erdacht. Wiking verwendete so viele verschiedene Packungsgrößen, dass jedes Modell nahezu ohne Spiel in die Schachtel passte oder legte in die Schachteln zusätzlich Cellonstreifen ein, um die Modelle zu fixieren. Seit 2002 sind die Berliner dazu übergegangen, halbhohe transparente Tiefziehteile mit den Konturen des jeweiligen Modells einzulegen, eine Lösung, die mir besonders gut gefällt. 

 

In Kartonfaltschachteln findet man gelegentlich raffiniert gestanzte und gefaltete Einlagen, z. B. bei Espewe. In Blister-Verpackungen legt man die Modelle in tiefgezogene Formen ein, manchmal werden auch Styroporformen verwendet. In Klarsicht-Hartboxen findet man Schaumstoffstreifen, mit denen das Dach des Modells an das Oberteil der Verpackung gepresst wird (Brekina). Eine andere Methode besteht darin, mit Hilfe von Draht- oder Kunststoffbügeln die Modelle am Boden der Box festzuhalten (Herpa, Monogram). Bei morem scheute man nicht davor zurück, das Modell mit einer winzigen Schraube, die in ein Loch in der Bodenplatte eingreift, zu fixieren. 

 

Verpackung - wichtiger als der Inhalt?

Der heutige Kunde kann aus einem enormen Angebot auswählen. Um so mehr Bedeutung kommt der Verpackung als Blickfang zu. Der in den letzten zehn Jahren deutliche Trend zu mehr Qualität schlägt sich auch bei der Verpackung nieder. Viele Käufer wünschen eine zumindest wertvoll aussehende, attraktive und qualitativ gute Verpackung. Bei Wiking kam man auf die Idee, Geschenkpackungen anzubieten, die aufgrund ihres hohen Preises immer nur bestimmte Kunden ansprachen. 

Erstaunlichen Erfolg hatten dagegen die so genannten "PC-Boxen" bzw. "PC-Vitrinen" der Firma Herpa, die den Geschmack der meisten Modellfreunde wohl präzise treffen. Der Ausdruck PC hat nichts mit Computern zu tun, sondern ist die Abkürzung von "Private Collection". So nannte Herpa eine Serie besonders aufwendig gemachter Modelle, die auch entsprechend luxuriös verpackt wurden. Die PC-Boxen werden mittlerweile von anderen Herstellern in ähnlicher Form nachgeahmt. Herpa war aber nicht Erfinder dieser Art von Verpackung. Espewe beispielsweise präsentierte schon in den 1960er Jahren seine Messemodelle in solchen "Kunststoffvitrinen", oder, wie man etwas lästerlich sagen könnte "Schneewittchensärgen".

 

Markenimage und Verpackung

Verpackungen bieten sich förmlich dazu an, die Ware vom Kunden identifizierbar zu machen. Die einheitliche Gestaltung der Verpackung durch Farbgebung und grafische Elemente führt zur "corporate identity" (einheitlichen Erscheinung). Der markenbewußte Kunde findet auf Anhieb "seinen" Hersteller. Ganz besondere Bedeutung kommt dem Markenlogo (Warenzeichen) zu. Ob wir wollen oder nicht, wir sind heutzutage schon auf die Signets großer Marken dressiert. Denken Sie an den berühmten Mercedesstern, die drei Streifen von adidas oder das "M" der McDonalds Frittenbuden. So hervorragende Symbole fehlen eigentlich unseren Modellautomarken. Selbst  stark am Marketing orientierte  Hersteller wie Herpa oder Albedo bieten da nur Mittelmaß. Das berühmte WM von Wiking wurde oft kopiert (z.B. von Gerhard Walter als "Walter Modell", auch Weinert (Weinert Modell) kam in Versuchung als WM aufzutreten). Das Wiking Firmenzeichen unterlag jedoch zu vielen Veränderungen, die heutige Lösung ist  wenig geeignet für die kleinen Bodenplatten der Modelle. Auch die Firma Espewe ist ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Zu oft wurde das Logo geändert, von SPW zu Espewe, dann Plasticart, später mini car, zuletzt Modell Fahrzeug. Was haben sich die Verantwortlichen dabei gedacht? 

 

Nebenbei bemerkt haben wir Sammler sogar einen Vorteil davon, dass viele Hersteller häufig ihr Markenzeichen wechselten. Wir können dadurch unbekannte Stücke zeitlich besser einordnen.

Jedem sein PC-Aufdruck

Einen regelrechten Boom gab es in den letzten Jahren auf dem Gebiet, Werbebotschaften auf Verpackungen unterzubringen. Jeder BMW Händler an der Ecke offeriert heute seinen Kunden für teures Geld Modelle in "PC-Vitrinen", die einen so genannten Sockelaufdruck tragen wie z.B. "Autohaus Icksbums". Mir tun immer die Sammler leid, die diese inflationäre Entwicklung mitmachen und versuchen, an jedes dieser angeblich so wertvollen Modelle heranzukommen. Da wäre es doch im Endeffekt einfacher, sich von einem Druckbetrieb die Dinger selbst bedrucken zu lassen, etwa mit dem Text: "Ganz einzig und alleiniges Modell von Rudi Sammler".

PC Vitrine mit individuellem Aufdruck

 

Luftnummer

Mogelpackungen sind in Sammlerkreisen noch nicht bekannt geworden, wenn auch in letzter Zeit die Verpackungen einiger Hersteller deutlich zu viel Raum als nötig einnehmen. Beispielsweise musste Wiking herbe Kritik einstecken, als man von den Cellonschachteln zu großformatigen Kartonfaltschachteln mit Klarsichtscheibe wechselte. Händler und Sammler wehrten sich dagegen, dass die Schachteln nun mehr Platz in Regal und Schuhkarton beanspruchten als früher. Und siehe da, nach wenigen Jahren dieses Irrweges kehrte Wiking reumütig zur bewährten Cellonschachtel zurück.

 

Trotz gestiegener Ansprüche an die Verpackung eines Modellautos spielt der Preis eine ganz erhebliche Rolle, vor allem bei der Kalkulation von großen Stückzahlen. Billigmodelle wie z.B. die Metallfertigmodelle von Majorette, werden in einfachen Blisterpackungen angeboten. Aber selbst die so begehrten PC-Vitrinen sind, bei Lichte besehen, nicht gerade teuer für den Hersteller.

 

Müll?

Die Diskussion über den "grünen Punkt", das Recyling von Verpackungsmüll, kann uns Modellautosammler völlig kalt lassen. Wir sind gut beraten, die Verpackung nicht wegzuwerfen. Modelle des Zustandes "mint and boxed" (Bestzustand und originalverpackt) sind das Maß der Dinge. Es soll allerdings auch vorkommen, dass es Sammlern wichtiger ist, eine schöne alte Verpackung zu bekommen, als das darin befindliche Modell.

 

Wer verpackt wie?

Wenn ich ihnen nun das Thema Verpackung schmackhaft machen konnte, interessiert es sie vielleicht, etwas mehr über die Verpackungsgewohnheiten einiger Modellautomarken zu erfahren. Wenn nicht, überschlagen sie einfach den Rest dieses Kapitels.

Nun also, einige Beispiele für Verpackungen einzelner Marken in alphabetischer Reihenfolge:

 

Alloy Forms bot besonders schön gestaltete Blisterpackungen an, mit einem Foto des fertiggebauten Modells. Auf der Rückseite war eine Bauanleitung mit Explosionszeichnung des Modells aufgedruckt.

 

Die Bausätze von Alt Berlin wurden in schönen Blisterpackungen offeriert, die mit farbigen Zeichnungen der Modelle versehen waren.

 

Bevi Modelle gab es in Faltschachteln mit Sichtfenster.

 

Brekina experimentierte ziemlich lange herum. Anfangs gab es stapelbare kleine Vitrinen für die Pkw, die wie Garagen gestaltet waren. Man klappte das braune "Garagentor" herunter und konnte nun das Modell aus der Vitrine nehmen. Meistens presste man die Modelle mit zugeschnittenen Schaumstroff-Streifen gegen das Dach der Garage. Die Lkw wurden in ziemlich voluminöse Vitrinen gepackt, kleine Lkw sahen darin etwas verloren aus. Daneben gab es für längere Modelle, z.B. Hängerzüge, schmalere Vitrinen, deren Böden aus ziemlich weichem Material bestanden, so dass sie sich oft durchbogen. Die Bodenteile versah man übrigens mit Vertiefungen oder Fixierhilfen, um die Modelle am Hin- und Herrutschen zu hindern. Das alles war ungemein aufwendig und wenig effektiv. Mich hat immer die Uneinheitlichkeit der Verpackungen bei Brekina gestört. Heute liefert man endlich die meisten Modelle in Cellonschachteln aus.

 

Bronco Modelle sind in Cellonschachteln verpackt, innen befindet sich ein aus Karton gefalteter Sockel.

 

Aus China kommt das Modell eines VW Santana 2000. Es besteht aus massivem Metall und ist mit zwei Schrauben auf einem polierten Holzsockel festgeschraubt. Eine blau bedruckte Messingplatte ziert die Vorderseite des Holzsockels. Die Umverpackung besteht aus kunstvoll gefaltetem Karton. Eine der edelsten Verpackungen, die ich kenne.

VW Santana Modell aus China

 

Con-Cor bot die Pkw Modelle von Herpa in raffiniert gefalteten Schachteln an, die der Händler an Ständer hängen konnte. Innen befand sich eine tiefgezogene transparente Einlage. Die Aufforderung "Look at the underside detail!" konnte der Kunde sofort umsetzen, denn ein Sichtfenster am Boden der Verpackung gestattete einen Blick auf die detaillierte Bodenplatte des Modells.

 

Coop bot seine Herpa-Kopien in tiefgezogenen Klarsichtverpackungen an, während der Boden aus bedrucktem und gefaltetem Karton bestand. Eine preiswerte und gute, leider aber nicht sehr haltbare Lösung.

 

Dapol packt die Einzelteile des JCB Bausatzes einfach in einen Polybeutel, an den oben ein bedruckter Pappstreifen geklammert wird. Diese Minimallösung wurde auch vom DMV Mittweida praktiziert.

 

Davric Kits wurden in einfachen bedruckten Stülpdeckelkartons geliefert.

 

Dyna bevorzugt kleine Klarsichtvitrinen, die sogar Scharniere haben und aufgeklappt werden können. Zwischen Ober- und Unterteil wird ein bedruckter Pappstreifen geklemmt, so dass der Händler den Bausatz an einen Haken hängen kann. Eine originelle Lösung, obwohl diese Verpackung wahrscheinlich ursprünglich für die Aufnahme von Kurzwaren, z.B. Druckknöpfen, gedacht war.

 

Zu meinen Lieblingsverpackungen gehören die der DDR-Marke Espewe. Alle Modelle wurden in Faltschachteln verpackt, die aber in den 60er Jahren völlig uneinheitlich bedruckt und damit alle sehr originell waren. Erst später setzte sich so etwas wie eine "corporate identity" durch, als nämlich Espewe durchgehend rot/gelbe Faltschachteln verwendete, auch noch unter der Marke "Plasticart". Als die Produktion zum VEB Plastspielwaren nach Berlin verlagert wurde, gab es wieder ein neues Outfit, dieses Mal erikaviolette Verpackungen mit dem neuen Markennamen "mini car". Von Jahr zu Jahr verschlechterten sich nun die Verpackungen auf Grund des eklatanten Materialmangels in der DDR, bis es zuletzt sogar Verpackungen mit dem Stempel "Behelfsverpackung" gab.

 

Eko Modelle gab es, sofern sie nicht lose geliefert wurden, in tiefgezogenen Blisterpackungen, die mit Heftklammern auf Pappstreifen befestigt wurden. Der Pappstreifen war meistens gelb/rot bedruckt.

 

Ähnlich waren einige Verpackungen der niederländischen Marke Efsi, mit dem Unterschied, dass hier ein tiefgezogenes Kunststoffteil die Unterlage bildete.

 

Wussten sie übrigens, dass man Verpackungen auch essen kann? Doch, doch. Ferreros Überraschungseier kennen Sie. Wenn man sich durch die süße Schale hindurch gefressen hat, kommt manchmal ein Modellauto darin zum Vorschein.

Pferdegespann von Haufe

 

Besonders edel waren die Verpackungen der Firma Kurt Haufe aus Kamenz. In den 60er Jahren wurde ein Pferdegespann mit landwirtschaftlichem Anhänger, übrigens ein Supermodell, in einem weinrot kaschierten Stülpdeckelkarton ausgeliefert, dessen Oberteil aus Klarsichtmaterial bestand.

 

Die Herr KG aus Berlin (Ost) lieferte ihre Modelle in schön gestalteten Faltkartons aus, und zwar in den Hausfarben blau/orange.

 

Herpa lieferte zunächst die Lkw in Faltschachteln mit Klarsichtfenster aus, in schwarzem Design mit weiß/rotem Streifen. Später erschienen dann die Verpackungen im Millimeterpapier-Look, jetzt mit schwarz/rot/goldenem Streifen. Mehr und mehr erhielten die Verpackungen Tiefzieheinlagen aus weißem Kunststoff, in denen die Lkw sicher ruhten. Sehr schick wirkten die grauen Verpackungen mit rotem Streifen, die aber schon bald von den einheitlich roten Faltschachteln abgelöst wurden. Die Pkw waren nun auch einzeln verpackt, und zwar in Cellonschachteln mit gefalteter Kartoneinlage. Die teuren Modelle der PC-Serie wurden in Vitrinen angeboten, wo sie recht erhaben auf schwarzem Sockel zu bewundern waren. 

 

IMU verpackte seine Modelle in normalen Cellonschachteln, die aber gefaltete Kartonstreifen bekamen. Weil die zunächst winzigen Modelle immer noch hin- und herrutschten, wurden sie mit einem Streifen Doppelklebeband fixiert. Eine Besonderheit gab es beim VW Passat Variant, hier wurde der Kartonstreifen so gefaltet, dass das Modell darauf stand wie auf einer schrägen Rampe. Euromodell, Nachfolgefirma von IMU, liefert seine Pkw noch heute so verpackt aus.

 

Die Jems von Mini Models sind kleine Schmuckstücke, jedenfalls sind sie so verpackt: in Schmuckkästchen, wie man sie normalerweise beim Juwelier bekommt. Drumherum hat man nur eine einfallslose Faltschachtel zu bieten. Welch ein Gegensatz.

Schmuckschatulle von Jems

 

Einmalig in ihrer Art sind die Verpackungen des tschechischen Kleinserienherstellers K + R. Er bietet ausschließlich Modelle nach Bugatti-Vorbild an, daher sind die Modelle in Tiefziehschachteln verpackt, die wie der hufeisenförmige Bugatti-Kühler aussehen. Ober- und Unterteil werden einfach miteinander verklammert.

 

Sehr übersichtlich sind die Teile der Bausätze von Le Mans Miniatures angeordnet. Die Blisterverpackung besteht aus einzelnen Vertiefungen für die Bauteile und auch die Bauanleitung. So sieht alles ordentlich aus und ich finde das auch praktisch.

 

Ziemlich schlicht kamen die Verpackungen des Leipziger Modellbahnbau daher. Das an und für sich schöne Straßenbahnmodell war in einem Stülpdeckelkarton aus ziemlich rohem Material verpackt. Die Kartons waren an den Ecken verklammert, was auch nicht gerade hübsch ist. In den Deckel war ein trapezförmiges Sichtfenster eingestanzt, aber einfach so, ohne Klarsichtscheibe. Einfache Aufkleber gaben Auskunft über den Inhalt. 

 

Noch kurz vor der Wende kamen die Modelle von MAB heraus, und als einzige DDR-Firma bemühte man sich in dieser Zeit um nette Verpackungen. Die in silbergrau und erikaviolett bedruckten Faltschachteln besaßen eine transparente Tiefzieheinlage und ein großes Sichtfenster.

 

Miber lieferte seine Modelle in bunten Faltschachteln mit Sichtfenster aus, Grundfarbe gelb, dunkelblau oder rot. Leider ist das Fenstermaterial extrem dünn und faltig, wahrscheinlich handelt es sich um Cellophan. Das Innenleben besteht aus gefaltetem und bedrucktem Karton.

 

Sehr kurzlebig war die Serie "mini Exacts" von Monogram. Die schwarzen Faltschachteln mit Sichtfenster wirkten besonders edel durch den mit Silberpapier überzogenen Faltkarton im Inneren. Am Bodenteil befanden sich ausgestanzte Rechtecke für die Räder. Und nun der Clou: von unten hielt eine Kunststoffklammer die Räder in den Aussparungen fest, so dass das Modell bombenfest saß. Hut ab vor dieser Lösung!

 

Rau aber herzlich kommen mir die Faltschachteln von MIR vor. In der sowjetischen Mangelwirtschaft war Verpackung zweitrangig. Die Bausätze wurden in Faltschachteln aus minderwertigstem grauem Karton verpackt, die aber noch einigermaßen gut und farbig bedruckt wurden (links). Etwas netter waren die Faltschachteln für die Fertigmodelle, die in einheitlicher gelb/grüner Farbgebung ausgeliefert wurden.

Marketing nach sowjetischer Art

 

Die Bausätze metal 87 gab es zunächst in eleganten dunkelblauen Faltschachteln, später in raffiniert gefalteten Cellonpackungen, die man im Laden an einen Ständer hängen konnte.

 

Sehr schön finde ich auch heute noch die Faltschachteln von Minix. Der innere Karton wurde so gestanzt und gefaltet, dass das Modell nicht verrutschen konnte. Eine Cellophanhülle umgab die bunt bedruckte Schachtel. Auf der Rückseite waren mehrere der angebotenen Modelle aufgedruckt.

 

Die Verpackungen der morem-Modelle halte ich für sehr gelungen. Es handelt sich um eine weiße Faltschachtel mit stabilem Cellon-Sichtfenster. Im Inneren befindet sich eine gefaltete stabile Einlage. Von unten her wird das schwere Metallmodell mit Hilfe einer kleinen Schraube fixiert.

morem Vitrine mit Umverpackung aus Karton

 

Weniger aufwendig kommen die Mountain States Bausätze daher. Die wenigen Teile wurden einfach in einen Polybeutel gesteckt und darum herum ein Stück bedruckter Karton gefaltet und mit dem Beutel verklammert. Trotzdem hat auch diese Verpackung ihre guten Seiten, denn es gibt ausreichend Platz für Informationen. Außen wird das Original vorgestellt, innen befindet sich die Bauanleitung.

 

 

Sondermodell von der PGH Plauen

 

Die niedlichsten Zubehörteile für die Modelleisenbahn stammten in den 1960er Jahren von der PGH Plauen, zum Beispiel ein Planwagen nach mittelalterlichem Vorbild. Auf der Leipziger Messe war dieses Modell in einer Spezialverpackung zu bewundern, in einer, wie wir heute sagen würden, Vitrine! Das glasklare Oberteil wurde auf ein braunes Unterteil gestülpt.

 

Die Weißmetallbausätze der englischen Marke Pirate erreichen den Kunden in einem einfachen Stülpdeckelkarton aus rauer Pappe. Innen sind die Einzelteile in Schaumstoff gebettet und in Polybeuteln verpackt. Ähnlich unattraktiv sind auch viele Verpackungen amerikanischer Hersteller von Weißmetallbausätzen, z.B. On-Trak.

 

Bei Praline wurden die Pkw in Klarsichtvitrinen verpackt, deren Ober- und Unterteil aus transparentem Kunststoff bestanden. Die Vitrinen sind stapelbar, was aber nur scheinbar praktisch ist, denn wenn ein solcher Stapel ineinander steckt, kann man keine Verpackung einzeln herausziehen.

 

Prefo verpackte seine Bausätze zunächst in stabilen Stülpdeckelkartons, später in gleich große Faltschachteln, die viel weniger stabil waren. Die Bedruckungen sind jedoch sehr schön.

 

Liebhaber ausgefallener Faltschachteln sollten sich die Panzermodelle von Premo ansehen. Leider ist der Karton etwas dünn, so dass es bald Probleme mit der Haltbarkeit gibt.

 

Rocos grazile Modelle verlangten nach guter Fixierung, deshalb schob man in die Faltschachtel ein transparentes Tiefziehteil passend für das jeweilige Modell ein. Das Klarsichtfenster ist mit Cellophan beklebt. Leider ist diese Cellophanscheibe oft beschädigt. Zivile Rocos sind in blauen, militärische in orangenen Kartons beheimatet.

 

Roskopf verwendete rot bedruckte Blisterpackungen für die Militärmodelle (RMM). Die zivilen Ausführungen wurden in Cellonschachteln geliefert, manchmal mit orangefarbener bedruckter Einlage. Erst die "Serie Nostalgie" erhielt ansehnlichere Verpackungen. Die Faltschachteln mit Sichtfenster kamen in einem vornehmen metallischen Grünton daher, ein goldfarbenes Tiefziehteil bewahrte im Inneren die Modelle vor Beschädigungen.

 

Eine weitere "Vitrine" gab es schon bei der Schuco Piccolo-Serie: Ober- und Unterteil bestanden aus transparentem Kunststoff, auf dem Oberteil war der Schuco-Schriftzug erhaben aufgeprägt. Zur Information legte man einen bedruckten Papierstreifen ins Unterteil und darauf einen Schaumstoffstreifen, um dem Metallmodell besseren Halt zu geben.

 

Peter Tondeur bietet seinen "Entenbausatz" (Citroen 2 CV, Bj. 1948) in einer zylindrischen Pappschachtel an, die vermutlich für andere Zwecke hergestellt wurde.

 

Umex-Modelle wurden in einfachen Blisterpackungen angeboten. Die Papprückseite wurde mit dem tiefgezogenen Kunststoffteil mehrfach verklammert. Auf der immer in grün gehaltenen Vorderseite wurden Informationen zum Baumaschinentyp aufgedruckt, die graue Rückseite enthielt allgemeine Hinweise zu den Umex-Modellen.

Umex Modell in Blisterpackung

 

Und nun noch einmal Kunststoffvitrinen, dieses Mal aus einem Land, aus dem sie es garantiert nicht erwartet hätten: aus Ungarn! Leider kenne ich bis heute nicht den Hersteller der Raba-Lkw, der seine Modelle in stapelbaren Vitrinen verpackte. Meistens sind die Unterteile aus weißem, selten schwarzem, Kunststoff, das Oberteil ist transparent. Im Unterteil gibt es eine Aussparung für die Doppelachse der Sattelzugmaschinen, was für den Hängerzug, der später angeboten wurde, nicht passt.

 

Die Cellonschachteln von Verem wären weiter nicht erwähnenswert, wären sie nicht schwarz/gelb bedruckt, was sie ein wenig aufwertet.

 

Die Metallbausätze von Walldorf mini waren in flachen Faltschachteln verpackt, in schwarzer Grundfarbe mit weißem Aufdruck. Ein Foto des fertigen Modells wurde auf die Vorderseite geklebt.

 

In den letzten Jahren ist es üblich geworden, Sondermodelle in Videohüllen (z.B. Wiking) oder Filmdosen anzubieten. Während die Videohüllen recht praktisch sind, sind die Filmdosen alles andere als das.

 

Zum Schluss fällt mir noch etwas ein, was ich Ihnen nicht vorenthalten will: In einigen Fällen erwartet man von der Verpackung gar nicht, dass ein Modellauto drinsteckt. Wer beispielsweise in den USA "cereals" kaufte, also Haferflocken oder Cornflakes, dem fiel beim Schütteln manchmal auch ein Modellauto von F & F auf den Frühstückstisch. Solche Beilagenmodelle gab es in vielen Ländern, z.B. in Frankreich die "Cadum Pax", sie lagen der bekannten Seifenpackung bei. Als Kind kaufte ich auf dem Jahrmarkt Wundertüten nur deshalb, weil manchmal eine Wiking-Kopie drinsteckte. Aus dieser Zeit besitze ich z.B. einen Henschel HS 140 Sattelschlepper mit Tieflader oder merkwürdige rot (!) eingefärbte Panzermodelle "Made in Austria". Bekannte Hersteller solcher Beilagenmodelle waren Hammer, Manurba, Koch und Hofmockel oder DOM-Plastik. 

Cadum Pax Modell, Zugabeartikel einer Seifenmarke